Die Grundfos Scala ist ein Hauswasserwerk der nächsten Generation, das etwas mehr als die meisten anderen Hauswasserwerke kostet, aber im Gegenzug mit einer sehr innovativen Technik aufwartet. Es verzichtet zum Beispiel fast vollständig auf einen Druckbehälter und die Scala2 verfügt über eine Konstantdruckregelung. Wie diese technischen Finessen funktionieren, inwieweit sich Scala1 und Scala2 unterscheiden, wie es bei Grundfos bezüglich weiteren Digitalisierungsplänen aussieht und welche Bedeutung der klassische Druckbehälter in Zukunft noch hat, beantwortete uns Grundfos Produktmanager Jan Claussen.
Als Benutzer eines Hauswasserwerkes war man bisher auf Lösungen mit Druckbehälter angewiesen, die in der Anwendung manchmal etwas mühsam und wartungsaufwändig waren. Mit der Grundfos Scala2 haben sie 2017 einen ganz neuen Typ von Hauswasserwerk auf den Markt gebracht, der komplett ohne Druckkessel auskommt. Wie funktioniert diese Lösung, und wenn es auch ohne Druckkessel geht, warum hat man nicht schon viel früher darauf verzichtet?
Die Scala hat einen Druckkessel, er ist aber in die Gesamtkonstruktion integriert und ist entsprechend kompakt dimensioniert. Er verhindert, dass die Pumpe ständig taktet. Ohne Druckkessel würde die Pumpe schon bei der kleinsten Wasserentnahme sofort anspringen, Druck aufbauen, abschalten und bei der nächsten Leckage sofort wieder anspringen. Um das zu verhindern, spielt die Größe des Druckbehälters eine Rolle entsprechend der Anwendung. Der integrierte Behälter erhöht den Komfort, ohne die Installation zu erschweren. Ein Membrandruckbehälter mindert zudem Druckschläge bei ruckartigem Schließen der Entnahme.
Ist davon auszugehen, dass andere Hersteller nachziehen und die Verwendung eines Druckbehälters damit bald überhaupt zu einem Relikt der Vergangenheit wird?
Der klassische Membrandruckbehälter wird auch weiterhin eine Rolle spielen. Der Unterschied liegt letztlich in der Größe der Anlage. Größere Anlagen brauchen in der Regel einen größeren Druckbehälter, sinnvollerweise in Verbindung mit einer qualitativ hochwertigen Pumpe und intelligenter Steuerung.
Kann die Scala auch Lösungen mit sehr großen Druckbehältern gleichwertig ersetzen? Kann ich mir als Konsument also z.B. durch die Nutzung einer Scala die Anschaffung eines 250 Liter Druckkessels ersparen?
Das kommt immer auf die Anwendung an. Bei einem Druckkessel von 250 Litern geht es meist um eine Anlage mit deutlich höheren Förderleistungen. Da sitzt dann keine Pumpe der Scala-Leistungsklasse dahinter, sondern größere Druckerhöhungsanlagen, oft mit mehreren Pumpen. Schaut man allerdings zurück auf die Anfänge solcher Lösungen, dann kommt die Scala tatsächlich in Anwendungen zum Einsatz, wo früher noch große Druckbehälter verbaut wurden. Grundfos hat ja mit solchen Druckerhöhungsanlagen angefangen, die heute als Hauswasserwerke bezeichnet werden. Damals ging es um die Bewässerung von entlegenen Entnahmestellen im landwirtschaftlichen Bereich, z.B. Viehtränken. Über die Jahrzehnte haben wir die Technik und die Abstimmung der Komponenten weiterentwickelt, dabei sind auch die Kessel immer kleiner geworden.
Ist die Überlegung richtig, dass eine Scala Pumpe gleichzeitig sowohl normale Gartenpumpe, als auch Hauswasserautomat, als auch Hauswasserwerk ist, also gleichwertig für verschiedenste Anwendungszwecke genutzt werden kann? Wenn ja, braucht es dann überhaupt noch die klassische Jet-Pumpe oder wird dieses Grundfos Segment mit der Scala aufgelöst?
Zur ersten Frage ein klares Ja, die Scala1 kann die angesprochenen Lösungen zum Großteil ersetzen. Im konkreten Fall kommt es auf den direkten Vergleich an. Die Jet-Pumpe bietet verschiedene Möglichkeiten der Kombination mit Druckschaltautomat und Membrandruckbehälter. Sie wird durch die Scala1 nicht ersetzt, sondern ergänzt. Letztlich ist es auch eine Frage der persönlichen Vorliebe und des Geldbeutels, welche Lösung am besten passt. Wir bieten mit unserem Programm verschiedene Abstufungen, bleiben dabei aber im qualitativ hochwertigen Pumpensegment. Deswegen empfehlen wir auch, dass unsere Produkte durch den Installateur eingebaut werden. Bei solchen Installationen können Fehler schnell teuer werden, z.B. durch Leckagen in angeschlossenen Rohrleitungen – gerade dann, wenn die Pumpen im Gebäude eingebaut werden.
Ein ganz wesentliches Element der Scala2 ist die enthaltene Konstantdruckregelung. Können Sie für einen Laien verständlich erklären, was diese tut und wie man als Besitzer der Pumpe davon profitiert?
Die Konstantdruckregelung der Scala2 sorgt dafür, dass die Pumpe konstant einen bestimmten Druck erzeugt, den man vorher an der Anlage einstellt. Dafür passt die Pumpe ihre Drehzahl, also die Förderleistung, selbsttätig an. Wenn an mehreren Entnahmestellen gleichzeitig Wasser entnommen wird, läuft die Pumpe schneller, um den voreingestellten Druck aufrechtzuerhalten, bei einer einzelnen Entnahme entsprechend langsamer. Dadurch kann die Pumpe immer dann, wenn nicht die volle Leistung gefordert wird, Energie einsparen. Die Scala1 hingegen liefert immer volle Leistung, und der Druck reduziert sich entsprechend der offenen Entnahmestellen.
Die Scala Pumpen sind im Vergleich zu anderen Pumpen deutlich leiser und haben einen geringeren Energieverbrauch. Dinge, denen bisher nach meinem Eindruck am Pumpenmarkt wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Nur wenige Anbieter geben überhaupt die Pumpenlautstärke mit an und bei den geringen Strompreisen spielt der Stromverbrauch für die meisten Konsumenten eine sehr geringe Rolle. Wird diese Vorreiterrolle von den Konsumenten honoriert und glauben Sie, dass diese Faktoren in Zukunft eine größere Rolle spielen werden?
Lautstärke spielt durchaus eine Rolle, wird allerdings unterschiedlich wahrgenommen. Manche Menschen empfinden die vergleichsweise geringe Geräuschentwicklung von Waschmaschinen oder auch Hauswasserwerken im Hauswirtschaftsraum eher als störend, haben aber kein Problem mit dem lauten Mahlwerk ihres Kaffeevollautomaten. Bei der Lautstärke von Hauswasserwerken spielt sicherlich auch eine Rolle, ob die Anlage im Haus, einem Schuppen oder im Außenbereich steht. Bei der Entwicklung der Scala haben wir jedenfalls bewusst Wert auf eine möglichst geringe Geräuschentwicklung gelegt, und wir bekommen positive Rückmeldungen, dass die Scala1 erkennbar leiser und die Scala2 sogar erheblich leiser arbeitet als andere Anlagen. Was den Energieverbrauch betrifft: Der ist zum einen eine Sache des Geldbeutels, zum anderen aber auch relevant für unseren CO2-Ausstoß. Deswegen ist es doppelt von Vorteil, wenn die Pumpe sich dem tatsächlichen Bedarf anpasst und nicht immer Volllast fährt. Die Scala2 mit der beschriebenen Konstantdruckregelung ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Komfort und Energieeinsparung verbinden lassen.
Die Abgrenzung von Scala2 und Scala1 fällt auf den ersten Blick nicht leicht. Ist die Scala1 die verbesserte Scala2 und wird diese langfristig ersetzen oder werden die beiden Produkte nebeneinander existieren? Was unterscheidet diese beiden Reihen? Ist das vor allem die Webfähigkeit der Scala1 oder gibt es noch weitere bedeutende Unterschiede?
Die Scala1 ist als Ergänzung zur Scala2 zu sehen, die Pumpen bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Die Scala1 hat vor allem Stärken für die Bewässerung und den Saugbetrieb. Auch die Bluetooth-Schnittstelle mit der Bedienung per Smartphone-App und den damit verbundenen Möglichkeiten sind für manche ein Grund, der Scala1 den Vorzug zu geben. Wer hingegen größeren Wert auf die geringstmögliche Geräuschentwicklung und den Komfort und die Energieeinsparung der Konstantdruckregelung legt, wird sich für die Scala2 entscheiden. Die beiden Baureihen unterscheiden sich nicht grundsätzlich, setzen aber andere Schwerpunkte.
Nach meiner Recherche wird im deutschsprachigen Web derzeit vor allem das Scala2 breit angeboten, das Scala1 findet man noch eher spärlich. Laut internationaler Grundfos Webseite soll es derzeit aber sogar schon 6 verschiedene Scala Modelle geben (5 Ausführungen des Scala1 und eine des Scala2). Kommen die alle auch noch nach Deutschland? Wann wird es in etwa so weit sein? Sind weitere Modelle geplant?
Die Scala1 ist gerade auf den Markt gekommen, daher noch nicht so gut im Web vertreten. Das wird sich aber sicherlich noch ändern. In Deutschland bieten wir zwei Typen der Scala1 und einen Typ der Scala2 an. Diese Auswahl deckt alle typischen Anwendungen auf dem Markt ab.
Die Scala enthält einen Überflutungsschutz und eine Funktion, mit der man ein ständiges Takten bei Kleinstleckagen erkennen kann. Könnten Sie uns kurz erklären, wie diese zwei Features funktionieren?
Leckagen unterliegen bestimmten Mustern, die von der Anlage erkannt werden können. Eine Kleinstleckage an einer Rohrverbindung oder einem Wasserhahn macht sich dadurch bemerkbar, dass die Pumpe auch ohne eine Wasserentnahme regelmäßig startet und stoppt. Die Anlage erkennt das und gibt eine Warnung aus. Das hilft zu verhindern, dass weitere Schäden entstehen oder sogar der Keller volllaufen kann.
Die Grundfos Scala 1 ist via Web bedienbar und ermöglicht die Programmierung von Bewässerungsläufen und einen Anschluss von Sensoren. Die Pumpe hat somit die Funktionalität eines (einfachen) Bewässerungscomputers mit eingebaut. Gibt es in diesem Bereich weitere Pläne von Grundfos, z.B. auch komplexere Bewässerungscomputerfunktionen wie Steuerung via Wetterdaten oder ähnliches in die Software zu integrieren?
Wir entwickeln unsere Produkte ständig weiter, aber nicht jeder Entwicklungsschritt kommt sofort auf den Markt. Es gibt immer wieder neue Ideen, die von uns eingehend untersucht werden. Die einzelnen Entwicklungsschritte gehen mit umfangreichen Tests einher, bevor ein neues Produkt oder eine Weiterentwicklung marktreif ist. In diesem Sinne haben wir noch einiges in der Pipeline, auf das der Markt gespannt sein darf.
Ist geplant, auch die Tiefbrunnenpumpen bzw. Zisternenpumpen mit einem Webzugang und einer Programmiermöglichkeit auszustatten?
Auch hier gilt: Wir arbeiten ständig an der Weiterentwicklung unserer Produkte und der Markt darf noch ein bisschen gespannt sein.
Wie viele Personen arbeiten an der Grundfos Go App und in welchen Abständen kommt es zu Updates? Welche Geräte außer des Grundfos Scala können derzeit damit gesteuert werden?
Wie viele Personen sich konkret mit Grundfos Go befassen ist schwer zu beantworten, weil es davon abhängt, welche Neu- oder Weiterentwicklungsprojekte gerade laufen. Die App ist jedenfalls ein wichtiges Tool, und wir verwenden beachtliche Ressourcen darauf, sie immer up-to-date zu halten. Nicht zuletzt deswegen, weil sie für eine große Bandbreite unserer Produkte eingesetzt werden kann, von Heizungsumwälzpumpen über große Druckerhöhungsanlagen bis zu Abwasserpumpen und Wasserversorgungslösungen.
Derzeit gibt es die Grundfos Go Software als App für Android und Apple Handys? Wird es auch eine Version für den Desktoprechner geben?
Eine Version für Desktop Rechner ist nicht geplant, da Grundfos Go ausdrücklich als Werkzeug für den mobilen Einsatz konzipiert ist. Die App ist sehr beliebt und wird von Installateuren, Anlagenmonteuren und Servicetechnikern genutzt, um vor Ort Anlagen einzustellen. Das Einsatzspektrum reicht von der Gebäudetechnik bis zu Anwendungen in Industrie oder Wasserwirtschaft. Man kann mit der App eine Vielzahl von Pumpen und Systemen ansteuern und Einstellungen anpassen, Betriebsdaten und Fehlermeldungen einsehen, Reports abrufen und vieles mehr.
Wie funktioniert der in der Scala1 enthaltene frei programmierbare Funktionseingang? Lässt sich dieser an eine Heim Automatisierung mit anbinden? Was sind Beispiele für Funktionalitäten, die sich damit umsetzen ließen?
Die Bluetooth-Schnittstelle der Scala1 dient ausschließlich der Kommunikation mit der Grundfos Go App, um komfortabel Einstellungen vorzunehmen oder über die integrierte Wochenzeitschaltuhr zeitgesteuerte Ereignisse einzurichten. An die Heimautomation kann die Scala1 über die Schnittstelle nicht angeschlossen werden.
Bildnachweis alle Abbildungen: Grundfos
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Blogbeitrag: Grundfos Scala1 im Test