Auch ohne elektrischen Strom und Wasseranschluss gibt es Möglichkeiten, eine Bewässerung zu realisieren. In folgendem Beitrag werden diese vorgestellt.

Angenommen man besitzt eine einfache Hütte abseits der Zivilisation und möchte dort ein Gemüsebeet anlegen. Die Hütte hat weder Wasser- noch Stromanschluss. Trotzdem ist es nicht aussichtslos, eine Bewässerung zu realisieren. Vier grundsätzliche Möglichkeiten stehen zur Auswahl:

  • Bewässerung mit solarbetriebener Pumpe
  • Bewässerung mit drucklosen Schläuchen
  • Nutzung von Kapillarbewässerung
  • Bewässerung mit Bewässerungskegel und -kugeln

Sammeln von Regenwasser

Was unabhängig davon, für welche Variante man sich entscheidet, in jedem Fall notwendig ist, ist es, durch Auffangen von Regenwasser, für den notwendigen Wasservorrat zu sorgen. Umso größer die Fläche ist, auf der Regenwasser aufgefangen wird, umso größere Mengen können gesammelt werden. Der einfachste Weg ist es, den auf das Dach eines Gebäudes fallenden Regen mit einer Regenrinne aufzufangen und in einen Sammelbehälter (Regentonne oder Zisterne) zu leiten. Solche Regentonnen (Amazon Link) werden in ganz zweckmäßiger oder in dekorativer Form, z.B. in Form von Weinfässern oder Felsen, angeboten. Vor Einleitung in den Sammelbehälter ist ein Filter anzubringen, um das Regenwasser von Verunreinigungen zu reinigen.

Bewässerung mit Solarpumpe

Wenn eine übliche Gartenpumpe mangels Strom nicht geht, dann bietet sich eine Solarpumpe als umweltfreundliche Alternative an. Dabei handelt es sich um eine elektrische Pumpe, die den Strom über ein separates Solarpanel erhält. Natürlich darf man sich von so einer Pumpe nicht die Leistung einer üblichen Gartenpumpe erwarten, allerdings hat sich in den letzten Jahren die Solartechnologie sukzessive verbessert und so liefern auch diese Pumpen mittlerweile immer bessere Ergebnisse. Es gibt Pumpen, die direkt Wasser fördern, sobald die Sonne scheint und solche, die einen Akku speisen und die Förderung dann unabhängig davon, ob gerade die Sonne scheint oder nicht, zum gewünschten Zeitpunkt durchführen. Die günstigste Variante der Solarpumpe sind Teichpumpen, es gibt mittlerweile aber alle Arten von Pumpen in Solarvariante, also z.B. auch Tiefbrunnenpumpen oder Tauchpumpen. Dabei gilt prinzipiell: Je größer das Solarmodul, umso leistungsfähiger die Pumpe.

Auszug aus bei Amazon angebotenen Solarpumpen:

Eine Alternative zu solchen Pumpen sind komplette Solar-Bewässerungssysteme, die neben Pumpe, Solarpanel und Akku auch Schlauchverbindungen und Tropfer beinhalten. Oder auch eine Akku Pumpe, wobei mir in diesem Bereich derzeit nur die Einhell Aquinna Modelle (Amazon Link) bekannt sind.

Solar Bewässerungssystem bei Amazon:

Ein solches, sehr gut bewertetes System, bietet auch Gardena mit aquaBloom (Amazon Link).

Oder doch mittels Stromgenerator …

Ein noch mal ganz anderer Lösungsweg wäre es, den fehlenden Strom mittels Benzin betriebenem Stromgenerator zu erzeugen und dann eine ganz normale Pumpe zu nutzen.

Bewässerung mit drucklosem Perlschlauch

Für diese Variante ist es notwendig, das Wasser in einem Hochtank zu sammeln, also in einer Regentonne oder einer Zisterne, die höher als die zu bewässernde Fläche steht, so dass das Wasser aus dem Tank nach unten rinnt. Der Tank sollte zumindest 50 Zentimeter höher stehen. Umso höher, umso besser, da so durch den Höhenunterschied etwas Druck aufgebaut werden kann. 1 Meter Höhenunterschied bringt 0,1 bar an Druck. Bei gefüllter Tonne ist der Druck zusätzlich noch etwas höher, da auch das Wasser selbst nach unten drückt.

Was prinzipiell für die Mikrobewässerung gilt, gilt hier noch einmal verstärkt: Ein Filter ist unerlässlich! Da mit fast null Druck bewässert wird, hat das System kaum Möglichkeiten, sich selbständig zu reinigen und somit muss sichergestellt werden, dass keine Verunreinigungen in das System kommen. Das Wasser sollte bereits vor Eintritt in den Hochtank gefiltert werden, so dass sich nur reines Wasser im Tank befindet. Zusätzlich kann ein weiterer Filter an der Wasserabgabeseite angebracht werden.

Im unteren Bereich des Hochtanks wird an einem Auslass der Schlauch angeschlossen. Da man nur minimalen Druck hat, kann man hier keinen normalen Tropfschlauch anschließen, sondern muss zu einem drucklosen Perlschlauch greifen. Ein Perlschlauch gibt im Unterschied zum Tropfschlauch das Wasser nicht gezielt über einzelne Tropföffnungen ab, sondern hat eine poröse Oberfläche, über die das Wasser über die gesamte Schlauchfläche gleichmäßig abgegeben wird. Ein druckloser Perlschlauch ist eine Spezialversion des Perlschlauches, die lt. Hersteller mit gar keinem Druck funktioniert. Das mag aus meiner Sicht etwas übertrieben dargestellt sein, der Schlauch benötigt aber nur minimalen Druck, um zu funktionieren, es reicht also ein kleines Gefälle vom Hochtank zur bewässerten Fläche hin. Der CS Schlauch kann lt. Hersteller bei einem Gefälle von 50 Zentimetern bis zu 25 Meter Perlschlauch mit Wasser versorgen.

Drucklose Schläuche bei Amazon:

So ein druckloser Schlauch gibt das Wasser dann ab, wenn es anfällt. Das macht in der Praxis kaum Sinn, wenn während eines Regenfalls zusätzlich auch noch Wasser von der Bewässerung kommt und im Umkehrschluss in trockenen Perioden der Tank leer ist. Daher braucht man eine Möglichkeit, die Wasserabgabe zu steuern. Das kann mittels eines vor dem Perlschlauch angebrachten Wasserhahnes erfolgen, der bei Bedarf manuell geöffnet und geschlossen wird. Oder als automatisierte Variante mittels Bewässerungscomputer, an dem die gewünschte Bewässerungszeit und -dauer einprogrammiert wird und der zum gewünschten Zeitpunkt automatisch startet. Hier reicht eine ganz einfache, günstige Art von Bewässerungscomputer, siehe dazu meinen Blogbeitrag zu den Bewässerungscomputern.

Kapillarbewässerung

Unter Kapillarität versteht man das Aufsteigen von Flüssigkeiten in engen Rohren bzw. Hohlräumen. So saugt sich z.B. ein Stückchen Würfelzucker oder ein Schwamm, den man nur mit einer Ecke ins Wasser legt, komplett mit Wasser voll. Ein anderes Beispiel sind die Grundmauern eines Hauses, die ohne ausreichende Isolierung im feuchten Erdreich stehen und damit langfristig für feuchte Außenmauern sorgen. Das Wasser wandert also in alle Richtungen und scheinbar gegen die Regeln der Schwerkraft auch selbständig nach oben. Grund dafür ist die Oberflächenspannung des Wassers.

Dieses Verhalten kann man sich für die Bewässerung zu Nutze machen. Dazu werden Schnüre aus speziellen Fasern, vor allem Glasfaser, angeboten. Hängt man diese auf einer Seite ins Wasser, wird die gesamte Schnur mit Feuchtigkeit durchzogen.

Ein mögliches Anwendungsszenario ist es, das Wasser vom Hochtank mittels Rohrverbindung in die Nähe der zu bewässernden Fläche zu führen und von dort mittels in das Rohr hineinragenden Dochtschnüren den einzelnen Pflanzen zuzuführen. Die Schnüre liegen mit einem Ende im Wasser und saugen sich in Folge komplett mit Wasser voll. Möchte man die Erde nicht über die gesamte Schnurlänge mit Wasser versorgen, sondern nur am Ende der Schnur, dann ist der dazwischen liegende Teil der Schnur mittels Folie zu isolieren.

Auch ein Einleiten des Wassers in speziell gebaute Hochbeete, die im unteren Bereich einen befüllbaren Wassertank enthalten, wäre möglich. Vom Wassertank wird das Wasser mittels Dochtschnüren nach oben ins Beet geleitet. Alternativ zu den Dochtschnüren kann man auch mit speziellen Kapillarmatten (Amazon Link) arbeiten. Mehr Informationen dazu und einige weitere Anwendungsmöglichkeiten finden Sie auf der Webseite von Ortmann Kapillare Bewässerung.

Dochtschnüre zur Kapillarbewässerung bei Amazon:

Bewässerung mit Bewässerungskegel und Bewässerungskugeln

Bewässerungskegel werden gerne für die Urlaubsbewässerung von Pflanzen genutzt, sind aber auch für die ständige Bewässerung bei fehlendem Strom und Wasseranschluss einsetzbar. Der Bewässerungskegel wird neben der Pflanze mit dem Spitz voran in die Erde gesteckt. Am Markt werden drei Arten von Bewässerungskegeln angeboten:

Bewässerungskegel mit integriertem Wasserbehälter

Am Kegel ist nach ob hin je nach Modell ein kleinerer oder größerer Behälter integriert, der manuell mit Wasser zu befüllen ist. Der Behälter ist teils in eleganter, schmückender Form bzw. in Form lustiger Figuren ausgeführt, so dass er gleichzeitig eine dekorative Funktion hat.

Der typische, klassische Bewässerungskegel ist aus Ton, es werden aber auch solche aus Kunststoff angeboten, wobei sich diese zwei Typen von der Funktionalität grundlegend unterscheiden:

Kunststoffkegel bzw. auch Kunststoffspitze:
Geben in einer bestimmten Zeitdauer eine bestimmte Menge an Wasser ab. Es werden Typen mit unterschiedlicher Wasserleistung angeboten bzw. auch solche, deren Wasserleistung man manuell einstellen kann.

Tonkegel:
Ton besteht aus porösem Material und ist im unglasierten Zustand wasserdurchlässig. Tonkegel saugen sich nach und nach mit Wasser voll und geben dieses, sobald sie vollständig vollgesaugt sind, an die umgebende trockene Erde ab. Das geschieht so lange bis die Erde einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad erreicht hat. Dann endet die Wasserabgabe und setzt erst wieder ein, wenn die Erdnässe wieder ein bestimmtes Niveau unterschreitet.

Für unser Szenario, in dem das Wasser in einem Wassertank aufgefangen wird, müsste man das Wasser in bestimmten – von der Größe des Auffangbehälters abhängigen – Zeitabständen manuell mit der Gießkanne in die Wasserbehälter füllen, hätte hier also nur eine halbautomatische Lösung.

Bewässerungskegel zum Aufsetzen von Flaschen

Der Kegel besteht nur aus dem Spitz selbst, ist aber so gebaut, dass man eine umgedrehte Plastikflasche darauf aufsetzen kann. Je nach Kegelhersteller und Modell sind unterschiedlich große Flaschen möglich, teils hinauf bis zur 6 Liter Flasche. Wobei das ganze bei so großen Flaschen schon sehr unstabil wird, diese sollte man in jedem Fall zusätzlich stützen.

Für unser Szenario würde das wie im Beispiel zuvor beschrieben funktionieren. Die Flaschen müssten also in regelmäßigen Abständen manuell aus dem Wassertank befüllt werden.

Tonbewässerungskegel für Flaschen bei Amazon:

Einstellbare Kunststoffbewässerungskegel für Flaschen bei Amazon:

Bewässerungskegel mit separatem Tank (Blumat)

Bei Blumat handelt es sich um ein erprobtes System, das seit vielen Jahren am Markt angeboten wird. Es funktioniert ebenfalls mit einem Tonkegel. Es stehen zwei verschiedene Blumat Systeme zur Auswahl:

Blumat Classic

Der Tonkegel wird in die zu bewässernde Fläche gesteckt und mittels Blumat Schlauch mit einem Wasserbehälter verbunden. Ist die Erde trocken, gibt der Tonkegel Wasser ab. Im Kegel entsteht daraufhin ein Unterdruck, der eine Sogwirkung erzeugt, die Wasser aus dem Wasserbehälter nachfließen lässt. Da die Blumat Schläuche nur 80 bzw. 100 cm lang sind, muss der Wasserbehälter sehr nah an der zu bewässernden Fläche stehen. Die Intensität der Bewässerung lässt sich durch die Höhe, in welcher der Wasserbehälter angebracht wird, beeinflussen. Je höher, umso mehr Wasser. Befindet sich der Wasserspiegel des Behälters an der Oberkante des Blumat Kegels, werden vom Hersteller als Richtwert 75 Milliliter pro Stunde angegeben. Ist der Wasserspiegel des Behälters unterhalb der Oberkante des Blumat Kegels, dann sind es 50 Milliliter pro Stunde. In einer zweiten Modellvariante Blumat Classic XL betragen die Werte 125 ml (Oberkante) und 75 ml (unterhalb der Oberkante). Diese größeren Kegel sind für die Bewässerung größere Pflanzen gedacht und haben eine etwas größere Schlauchlänge von 100 cm.

Für unser Szenario ist die Nutzung des Blumat Classic nur bei einer sehr kleinen zu bewässernden Fläche denkbar, bzw. wenn man das Wasser in mehreren Behältnissen auffängt und dann im engen Umkreis um die Behältnisse verteilt.

Blumat Classic und Classic XL bei Amazon:

Blumat Tropf System

Beim Tropf System von Blumat dient der Kegel nicht zur Wasserabgabe, sondern fungiert als eine Art Sensor. Der Blumat Schlauch wird hier nicht in den Kegel geführt, sondern durch den Kopf des Kegels hindurch, sodass die offene Schlauchöffnung neben dem Kegel positioniert ist. Im Ausgangszustand wird der Blumat Schlauch durch einen Stift im Kopf des Kegels zusammengedrückt, so dass kein Wasser durchlaufen kann. Wie beim Classic System wird der Tonkegel in die Erde gesteckt und gibt bei trockener Erde Wasser ab. Es ensteht ein Unterdruck, der eine Saugwirkung erzeugt. Diese saugt anders als beim Classic System jedoch das Wasser nicht direkt nach, sondern zieht eine flexible Membran an, die sich im Kegelkopf befindet. Durch das Anziehen der Membran drückt der Stift nicht mehr auf den Schlauch und Wasser rinnt hindurch und wird am Schlauchende an die Erde abgegeben. Sobald die Erde einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad erreicht hat, zieht der Blumat Kegel Wasser zurück, wodurch der Unterdruck beendet wird, das Membran in die Ausgangsstellung zurück geht und kein Wasser mehr durch den Schlauch läuft.

Die Tropfleistung kann je Bewässerungskegel separat eingestellt werden, zudem ist es möglich den Tropfschlauch eines Bewässerungskegels auf mehrere Schläuche aufzuteilen, so dass dieser an mehren Stellen tropft. Für Stellen mit besonders großem Wasserbedarf kann der Tropf-Blumat Maxi verwendet werden, dessen Kegel tiefer in die Erde reicht und somit intensiver bewässert.

Anders als beim Blumat Classic ist man beim Blumat Tropf System nicht auf die Länge der Kegelschläuche begrenzt, die Wasserzufuhr erfolgt hier mit einem eigenen 8 mm Zufuhrschlauch. Über welche Strecke die Zufuhr möglich ist, hängt vom verfügbaren Wasserdruck ab, lt. Hersteller sind maximal 60 Meter möglich. Beim Blumat Tropf System ist es in jedem Fall notwendig, dass der Wasserbehälter höher gestellt ist, idealerweise zumindest 50 Zentimeter oder besser mehr.

Für unser Szenario lässt sich das Blumat Tropf System wesentlich besser nutzen als das Blumat Classic. Über den Zufuhrschlauch ist eine Zuleitung aus dem Hochtank möglich, die mittels Blumat Verbindungsstücken auch noch aufgeteilt werden kann. An den Zufuhrschlauch werden die einzelnen Bewässerungskegel angeschlossen. Diese kann man bei Bedarf mittels Erweiterung an mehreren Stellen tropfen lassen, wenn zielgenau einzelne Pflanzen zu bewässern sind.

Blumat Tropf System bei Amazon:

Bewässerungskugeln zum Versenken im Erdreich

Diese sind wie die Bewässerungskegel aus Ton und funktionieren auch nach dem gleichen Prinzip: Sie geben also Wasser an die trockene Erde ab, solange bis diese einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad hat. Allerdings wird hier das Wasser nicht über einen separaten Behälter, oder über eine aufgesetzte Flasche zugeführt, sondern die Kugeln sind selbst so voluminös ausgeführt, dass sie genügend Wasser fassen können. Wobei Kugel nicht der ganz richtige Ausdruck ist, sondern die Form ist eher wie bei einer Kugelvase, also ein großer kugelförmiger Bauch, der in einen schlanken Hals übergeht. Die großen Kugeln werden komplett in der Erde vergraben, so dass oben nur mehr ein kleiner Teil des schmalen Halses herausschaut. In diesen wird das Wasser nachgefüllt.

Die Kugeln werden in unterschiedlicher Größe angeboten und können in den mir bekannten Modellen bis zu 6,5 Liter Wasser fassen. Die große 6,5 Liter Variante versorgt eine Bewässerungsfläche von 1,2 Metern mit Wasser.

In unserem Szenario könnte man solche Bewässerungskugeln so nutzen, dass man diese Kugeln, immer wenn man vor Ort ist, aus dem Wasserbehälter mittels Gießkanne voll anfüllt, so dass die Pflanzen dann einige Tage mit Wasser versorgt werden.

Bewässerungskugel bei Amazon: