Wenn man der Werbung glauben darf, dann ausnahmslos jeder. Aber ist dem wirklich so? Was bringt einem eine smarte Bewässerung tatsächlich und wer kann auch getrost darauf verzichten? Im folgenden eine Übersicht, was am Markt angeboten wird, was es kostet und was es besser kann als ein konventioneller Bewässerungscomputer.
Was ist überhaupt ein smarter Bewässerungscomputer?
Als smartes Gerät bezeichnet man ein vernetztes Gerät, also üblicherweise ein Gerät, das im Web, zumindest aber in einem lokalen Netzwerk hängt. Die ursprüngliche Bedeutung beinhaltete auch, dass es sich dabei um ein “intelligentes” Produkt handelte, das einem das tägliche Leben erleichterte. Inwieweit das heute noch auf die Vielzahl der angebotenen Smart-Produkte zutrifft, kann man in Frage stellen, der Begriff “smart” wird heutzutage eher einfach nur mehr als Synonym für “webfähig” gebraucht.
Welche Produkte werden am Markt angeboten?
Auch bei den smarten Bewässerungscomputern ist prinzipiell einmal nach der Funktion zu unterscheiden zwischen Wasser-Durchlassern und Computern zur Ventilsteuerung. Je nachdem, was man damit machen möchte, also ob die Steuerung über Magnetventile erfolgen soll oder direkt über den Bewässerungscomputer (“Wasserhahnsteuerung”), braucht man den einen Typ oder den anderen. Die im Profi-Bereich tätigen Bewässerungsproduzenten wie Hunter, Rain Bird und Toro bieten nur Computer zur Ventilsteuerung, Wasserhahnsteuerungen werden hingegen von einer Vielzahl von Produzenten angeboten, Gardena ist in beiden Bereichen mit Produkten vertreten.
Einige smarte Bewässerungscomputer, wie jene von Gardena oder der LinkTap Computer benötigen zum Funktionieren einen zusätzlichen Gateway. Dieses zusätzliche Gerät wird an das Web angebunden und kommuniziert seinerseits mit dem Bewässerungscomputer. Oder auch mit weiteren Geräten, die daran angeschlossen werden, bei Gardena können auch Rasenmäher, Sensor etc. ins Smart System eingebunden werden. Dieses Zwischenschalten eines Gateways hat den Vorteil, dass vom Gateway bis zum Bewässerungscomputer ein im Vergleich zu W-LAN potenteres Funksystem wie z.B. Zigbee genutzt werden kann, sodass größere Reichweiten und eine noch zuverlässigere Verbindung möglich sind. So ein Gateway muss zusätzlich zum Bewässerungscomputer erworben werden, bei Gardena werden in etwa 100 Euro dafür fällig. Andere Bewässerungssysteme wie Hunter Hydrawise, das Websystem von Rain Bird oder auch Eve-Aqua verbinden sich direkt ohne zwischengeschalteten Gateway mit dem W-LAN. Hunter gibt die typische Reichweite eines WiFi-Netzes mit ca. 45 bis 61 Meter an und empfiehlt mit dem Hunter Hydrawise Steuergerät in jedem Fall innerhalb dieser Reichweite zu bleiben.
Im Anschluss eine Übersicht der beliebtesten am Markt angebotenen smarten Bewässerungscomputer.
Smarte Bewässerungscomputer vom Typ Wasserhahnsteuerung:
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Bewaesserung-selbst-bauen.de Testberichte:
Gardena Smart Water Control im Test
LinkTap G2 im Test
Smarte Bewässerungscomputer vom Typ Magnetventilsteuerung:
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Bewaesserung-selbst-bauen.de Testberichte:
Im Test: Hunter Pro-HC vs. Rain Bird ESP-TM2
So funktioniert Hunter Hydrawise
So funktioniert das Rain Bird Smart Watering System
Vorteile von webfähigen Bewässerungscomputern
Im Anschluss ein Überblick über potentielle Vorteile von smarten Bewässerungscomputern.
Fernbedienung des Computers
Mit der zugehörigen App lassen sich im Web hängende Bewässerungscomputer mit dem Handy steuern und programmieren. Die Programmierung fällt so in der Regel auch leichter, da diese über die App einfacher und schneller durchzuführen ist, als wenn man sich über eine Button-Navigation durch die Untermenüs des Bewässerungscomputers hanteln muss. Auch eine zumeist notwendige mehrmalige Anpassung und Verfeinerung der Bewässerung nach der Ersteinrichtung macht so mehr Spaß und weniger Aufwand.
Die Nutzung des Handys als Fernbedienung lässt einen Bewässerungsläufe per Knopfdruck vom Wohnzimmer aus starten, den Gang zum Computer erspart man sich damit. Einprogrammierte Bewässerungsläufe kann man jederzeit vom Handy aus per Knopfdruck pausieren, verschieben, verlängern bzw. verkürzen.
Bedienung von unterwegs/aus dem Urlaub
Die Bedienung des Computers kann ortsunabhängig von überall auf der Welt erfolgen. Es ist einem also auch möglich, vom Arbeitsplatz oder vom Urlaubsort aus eine notwendige Bewässerung zu starten oder diese entfallen zu lassen, sollte es ausreichend geregnet haben. Auch kann man anderen Personen erlauben, ebenfalls via App oder Webbrowser auf den Computer zuzugreifen.
Wassereinsparung durch Miteinbeziehung von Online Wetterdaten
Das ist aus meiner Sicht das wichtigste Kaufargument für einen smarten Bewässerungscomputer: Beinahe alle smarten Bewässerungscomputer bieten mittlerweile die Möglichkeit, Wetterdaten wie Regenfall, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit online zu beziehen und damit die eigene Bewässerung zu steuern. In den guten Systemen kann das sowohl aufgrund der Wetterdaten der vergangenen Tage, als auch basierend auf dem in den nächsten Tagen zu erwartenden Wetter erfolgen und zwar mit mit Hilfe von Daten, die möglichst maßgeschneidert die Situation am Ort der Bewässerung wiedergeben.
Übergeordnetes Ziel ist dabei immer, mit möglichst wenig Wassereinsatz ausreichend zu bewässern, also den Pflanzen wirklich nur dann Gießwasser zuzuführen, wenn sie es auch benötigen und dann auch nur in der Menge, die sie benötigen bzw. auch aufnehmen können. Damit spart man Wasser und schont sowohl die Umwelt, als auch den eigenen Geldbeutel.
Anbieter wie Hunter (Hydrawise-Software) oder Orbit (B-hyve Software) sind hier bereits sehr weit und bieten in der Praxis gut funktionierende Systeme, mit denen beträchtliche Wassereinsparungen möglich sind. Gardena, Rain Bird und auch LinkTap sind noch nicht ganz so weit, haben aber erste gelungene Schritte in diese Richtung gesetzt. Das Abrufen der Online Wetterdaten ist in allen Systemen prinzipiell kostenlos, es fallen keine laufenden Kosten dafür an, teilweise werden aber optional kostenpflichtige Updates angeboten, mit denen man noch genauere Daten haben kann bzw. die Daten noch aktueller abrufen kann.
Erspart den Kauf von Sensoren
Dieses Argument ist die logische Folge des Arguments zuvor: Wenn man die Wetterdaten online bezieht, dann braucht man keine zusätzlichen Sensoren, um diese Werte selbst zu messen. Inwieweit ein vollständiger Ersatz möglich ist, hängt vor allem davon ab, wie gut die Software des smarten Bewässerungscomputers ist. Die besten Systeme wie z.B. Hydrawise rufen nicht nur die Wetterwerte ab, sondern kalkulieren daraus weitere Informationen. Zum Beispiel wird aus Regenfall, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit der im Boden vorherrschende Bodenfeuchtewert hochgerechnet und damit die Messungen eines Bodenfeuchtesensors ersetzt. Was aktuell (noch) nicht geht, ist das sofortige Reagieren auf einsetzenden Regenfall, da die Wetterdaten nicht nonstop abgerufen werden, sondern nur von Zeit zu Zeit. Das geht aktuell nur mit zusätzlichem Regensensor, der eine bereits laufende Beregnung sofort stoppt, sobald er Regen registriert.
Warnt vor Gebrechen
Dieser Vorteil wird oft übersehen, gehört aus meiner Sicht aber zu den wichtigsten Argumenten für einen smarten Bewässerungscomputer: Die smarten Systeme warnen einen, wenn eine geplante Bewässerung aus irgendwelchen technischen Gründen nicht stattfinden konnte, wenn die Spannung an den Ausgängen zu den Magnetventilen nicht passt oder wenn der Wasserverbrauch ungewöhnlich hoch oder niedrig ist bzw. wenn es zu einem Wasserverbrauch kommt, obwohl gar nicht bewässert wird (Leck). Das geschieht über E-Mails, SMS bzw. Push-Nachrichten in der App. Diese aktive Benachrichtigung ist ein großer Vorteil im Vergleich zu einem konventionellen Bewässerungscomputer, bei dem man solche Probleme im schlechtesten Fall erst nach Wochen und Monaten und nachdem bereits größerer Schaden entstanden ist, mitbekommt. Diese Warnungen sind entweder standardmäßig aktiviert oder können vom User gezielt angelegt und modifiziert werden. Für die Warnung vor einem Leck muss der Computer mit einem Durchflusssensor ausgestattet sein.
Bedienung/Wartung durch Professionisten möglich
Ein Teil der smarten Systeme erlaubt es, die Einrichtung und Wartung auf Professionisten zu übertragen. Diese greifen dann als Admin auf das System zu, der Hauseigentümer selbst hat nur einen eingeschränkten, lesenden Zugang, in dem Einstellungen nicht verändert werden können. Ähnlich wie bei manchen Alarmanlagen, bei denen der Hauseigentümer nur die tägliche Bedienung übernimmt, die Programmierung aber durch einen Professionisten erfolgt. Die Professionisten können dabei z.T. auch gezielt auf von ihnen ausgearbeitete Bewässerungszeitpläne zurückgreifen und diese per Knopfdruck für alle ihre Klienten verwenden.
Begeisterung für Technologie/Statussymbol
Manchen Menschen macht es einfach Spaß, auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und sich mit der neuesten Technologie zu beschäftigen.
Und nicht rational, aber vermutlich ein gar nicht so seltener Kaufgrund: Der Besitz eines schick aussehenden, teuren Gadgets ist für manche auch einfach ein Statussymbol und der Zusatz “smart” klingt modern und gut. So wie beim neuesten IPhone oder Samsung Galaxy Handy, das rein vom Funktionsumfang auch kaum jemand braucht, aber aus Prestigegründen gerne besessen wird.
Einbindung in Smart Home Umgebung
Als letzter Punkt noch die Möglichkeit, ein smartes Bewässerungssystem in eine bestehende Smart Home Umgebung einzubinden. Diesen potentiellen Vorteil werte ich sehr gering, da erstens die Möglichkeiten zur Einbindung aktuell sehr beschränkt sind und zweitens diese auch kaum Sinn machen. Ein Bewässerungssystem ist im Grund genommen ein in sich geschlossenes System, bei dem es kaum sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Systemen gibt. Das einzige Anwendungsszenario, das manchmal genannt wird und zumindest ansatzweise Sinn macht, ist die Kombination mit einer Alarmanlage, um bei Anschlagen eines im Garten montierten Bewegungssensors die Eindringlinge ordentlich nass zu machen. Teils wird auch die Kombination mit einem smarten Rasenmäher angeführt, damit sich die Geräte abstimmen können, also nicht gemäht wird, wenn gerade beregnet wird. Dieses smarte Zusammenspiel macht allerdings kaum Sinn, da man das viel einfacher durch eine abgestimmte Anlage der Programme bewerkstelligen kann.
Auch eine mögliche Sprachsteuerung über Alexa oder Google Home hat keinen allzu hohen Zusatzwert, da bei einem einmal eingerichteten Bewässerungssystem kaum noch ein Zutun notwendig ist, es also kaum Notwendigkeit gibt, dieses per Sprachbefehl zu steuern.
Wenn Sie mehr zum Thema Einbindung eines smarten Bewässerungscomputers in eine Smart Home Umgebung wissen möchten, dann schauen Sie sich meinen Beitrag zur Einbindung von Gardena Smart System in eine Smart Home Plattform an.
Fazit und Empfehlung
Die Nutzung eines smarten Bewässerungscomputers hat durchaus nachvollziehbare Vorteile: Man kann online verfügbare Wetterdaten für die Bewässerung verwenden und damit unnötige Bewässerungen einsparen und automatisch abgeschickte Warnmeldungen sind ein zusätzliches Sicherheitsnetz, sollte bei der Bewässerung einmal etwas nicht korrekt funktionieren. Das Problem wird auf diese Weise schnell entdeckt, noch bevor großer Schaden entstehen kann. Auch dass man die Bewässerung bequem von der Couch aus starten kann, ohne zum Computer zu gehen und dass man diese auch im Urlaub per Handy steuern kann sind reale Vorteile, die die Nutzung komfortabler machen. Der Zugriff auf die Online Wetterdaten erfüllt die Aufgaben eines zusätzlichen Sensors und erspart einem damit dessen zusätzlichen Erwerb. Der Preisaufschlag zu einem konventionellen Bewässerungscomputer relativiert sich damit ein wenig.
Trotzdem sind die Kosten für einen smarten Bewässerungscomputer im Endeffekt immer noch ein Eck höher. Für einen konventionellen Bewässerungscomputer, mit dem sich mehrere Sektoren bewässern lassen, kann man mit etwa 80 bis 120 Euro kalkulieren, ein zusätzlicher Bodenfeuchtesensor schlägt mit etwa 60 bis 70 Euro zu Buche. Smarte Bewässerungscomputer kosten ca. 180 bis 300 Euro. Man sollte sich also genau überlegen, ob einem die genannten Vorteile den Aufpreis Wert sind. Vieles davon kann man auch über andere Wege erreichen: Die wetterabhängige Bewässerung lässt sich über Bodenfeuchte- bzw. Evapotranspirationssensoren durchführen, statt die Bewässerung aus dem Urlaub fernzusteuern, kann man diese auch vorab bereits einprogrammieren und der Gefahr von Gebrechen kann man mit regelmäßigen Vorort-Kontrollen begegnen. Das ist alles etwas weniger komfortabel und High-End, funktioniert aber im Endeffekt genauso.
Entscheidet man sich für einen smarten Bewässerungscomputer, dann sollte man genau vergleichen, mit welchen der angebotenen Systeme sich die angestrebten Ziele auch wirklich erreichen lassen. Manche der Systeme sind mittlerweile sehr ausgereift und in der Praxis erprobt, andere haben softwaremäßig noch viel Spielraum nach oben und noch einiges an Entwicklungsaufwand zu leisten, um mit den Besten gleichzuziehen. Welche Systeme ich empfehle, können Sie in den verlinkten Artikeln nachlesen.