Ein Regenwasserwerk wird eingesetzt, wenn man in einem gemeinsamen Kreislauf Wasser aus einer Zisterne bzw. einem Brunnen und Wasser aus dem öffentlichen Trinkwasser-Versorgungsnetz nutzen möchte. In diesem Beitrag erkläre ich, wie ein solches Regenwasserwerk funktioniert und welche unterschiedliche Arten von Regenwasserwerken es gibt.

Sobald Trinkwasser in einen Kreislauf gelangt, in dem auch Nicht-Trinkwasser genutzt wird, muss laut Gesetz ausgeschlossen werden, dass es wieder in den Trinkwasserkreislauf retour gelangen kann. Verwendet man also z.B. eine Zisterne, um im Haus Brauchwasser für die Toilette oder die Waschmaschine zur Verfügung zu stellen, oder auch zur Speisung eines Bewässerungssystems und schaltet man in diesem Brauchwasserkreislauf bei Bedarf, wenn die Zisterne leer ist, Trinkwasser zu, dann muss mit einem sogenannten freien Auslauf zwischen Trinkwasserzuleitung und Brauchwasserkreislauf unterbunden werden, dass einmal in den Brauchwasserkreislauf gelangtes Trinkwasser wieder retour in den Trinkwasserkreislauf gelangen kann.

Das gleiche gilt auch im Zusammenspiel mit einem Brunnen, wobei das in der Praxis eher nur bei Schachtbrunnen ein Thema sein wird, die schnell an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Bei Bohrbrunnen bzw. Rammbrunnen ist es normalerweise nicht notwendig, Trinkwasser zuzuführen.

Einen freien Auslauf kann man sich wie einen Wasserfall vorstellen: Das Wasser fällt von der Kopfzone des Wasserfalls im freien Fall in ein Auffangbecken. Es besteht keinerlei physikalische Möglichkeit, dass das Wasser vom Auffangbecken zurück in die Kopfzone gelangen könnte. Das unterscheidet den freien Auslauf von anderen Möglichkeiten Trinkwasser abzusichern. Nur der freie Auslauf erfüllt die höchste Sicherheitsstufe, da er unabhängig von eventuellen technischen Fehlfunktionen ist.

Skizze eines freien Auslaufes von einem Rohr in einen Trichter. Der Abstand zwischen Rohr und Trichter muss dem doppelten Rohrdurchmesser, mindestens jedoch 20 Millimeter entsprechen.

Ein Regenwasserwerk ist eine sehr komfortable Möglichkeit, einen freien Auslauf bei gemeinsamer Verwendung von Regen- oder Brunnenwasser und Trinkwasser zu realisieren. Vom Grundprinzip her funktioniert ein Regenwasserwerk gleich wie eine Trinkwasser-Trennstationen, das Regenwasserwerk ist quasi ein spezieller Typ von Trinkwasser-Trennstation.

Wie diese besteht es aus Pumpe und Vorlagebehälter inklusive Notüberlauf. An den Vorlagebehälter wird das Trinkwasser angeschlossen und fließt in diesen mittels freien Auslauf laut DIN EN 1717. Im Vorlagebehälter ist in der Regel ein Schwimmer-Ventil verbaut, ähnlich wie man es vom Spülkasten der Toilette kennt. Dieser schließt den Trinkwasserzulauf automatisch, sobald ein bestimmter Pegel im Behälter erreicht ist. Zumeist ist auch ein Druckschalter mit verbaut, der die Pumpe automatisch startet, sobald Wasser benötigt wird und wieder stoppt wenn das nicht mehr der Fall ist.

Der Unterschied zur Trinkwasser-Trennstation besteht nun darin, dass das Regenwasserwerk das Wasser nicht nur aus dem Vorlagebehälter pumpen kann, sondern zusätzlich noch aus einer zweiten Quelle, z.B. einer Zisterne. Das geschieht mit einer Vorrichtung, die das automatische Umschalten zwischen der prioritär zu nutzenden Regenwasserquelle und dem Trinkwasser-Vorlagebehälter steuert, zumeist einem 3-Wege-Ventil, das mit einem Schwimmerschalter verbunden ist. Der Schwimmerschalter sendet mit Unterschreiten eines bestimmten Wasserpegels in der Zisterne bzw. im Brunnen einen Schaltimpuls und schaltet damit das 3-Wege-Ventil von Nutzung des Zisternen- bzw. Brunnenwassers auf Nutzung des Trinkwassers aus dem Vorlagebehälter um. Steigt der Wasserpegel in der Zisterne bzw. im Brunnen wieder an und überschreitet den festgelegten Pegel, dann wird wieder zurückgeschaltet. Das Regenwasserwerk arbeitet also standardmäßig automatisch immer mit Regen- oder Brunnenwasser und schaltet nur bei Bedarf auf Trinkwasser um. Wobei es in der Regel zusätzlich auch möglich ist manuell umzuschalten, z.B. wenn die Zisterne gerade aufgrund einer Reinigung nicht einsatzbereit ist.

Im Anschluss zur Verdeutlichung der zeitliche Ablauf noch einmal in einzelne Punkte unterteilt:

  • Wasser läuft aus dem Trinkwasserkreislauf mittels freiem Auslauf in den Auffangbehälter
  • Das maximale Wasserlevel im Vorlagebehälter wird erreicht und die Zulaufklappe mittels Schwimmer-Ventil geschlossen
  • Es wird Wasser benötigt und ein Ventil auf der Druckseite des Regenwasserwerks geöffnet
  • Der Druckschalter merkt den Druckabfall und die Pumpe läuft an
  • Die Pumpe fördert Wasser aus der Zisterne oder dem Brunnen
  • Ein bestimmtes Wasserlevel in der Zisterne/im Brunnen wird unterschritten und der Schwimmerschalter schaltet das 3-Wege-Ventil auf Trinkwasser um
  • Die Pumpe fördert nun Wasser aus dem Trinkwasser-Vorlagebehälter
  • Das Maximallevel im Vorlagebehälter wird unterschritten und das Schwimmer-Ventil öffnet sich
  • Trinkwasser läuft in den Vorlagebehälter nach, solange bis das Maximallevel wieder erreicht ist
  • Es wird kein Wasser mehr benötigt und das Ventil auf Druckseite wieder geschlossen
  • Der Druckschalter merkt die Schließung daran, dass der Höchstdruck erreicht wird bzw. dass es keinen Durchfluss mehr gibt und schaltet die Pumpe ab

Arten von Regenwasserwerken

Wie auch bei den Trinkwasser-Trennstationen werden Regenwasserwerke angeboten, bei denen die Pumpe baulich klar vom Vorlagebehälter getrennt ist und solche, bei denen von außen das Innenleben nicht ersichtlich ist, da das Regenwasserwerk von einer Schalldämmhaube umgeben ist.

Grundfos Scala Regenwasserwerk als Beispiel für ein Regenwasserwerk ohne Schalldämmhaube mit modularem Aufbau, Abbildung: Grundfos

Regenwasserwerk mit 1 oder 2 Pumpen

Im zuvor angeführten Beispiel wird die gesamte zu verrichtende Arbeit von einer Pumpe übernommen. Diese saugt das Wasser sowohl aus der Zisterne/Brunnen als auch aus dem Vorlagebehälter an und pumpt es auf Druckseite an den Abnehmer weiter. Das ist so in den meisten Fällen effizient und gut, es gibt aber auch Fälle, bei denen das nicht ausreicht und eine zweite Pumpe notwendig ist. Das ist dann der Fall, wenn auf der Saugseite der Pumpe viel Arbeit zu verrichten ist:

  • Das Wasser muss aus größerer Tiefe gepumpt werden
  • Es ist eine größere Distanz zwischen Zisterne/Brunnen und dem Regenwasserwerk zu überwinden (langer Saugweg)

Da die Arbeit, die die Pumpe auf der Saugseite leisten muss, sich negativ auf das Leistungsvermögen auf der Druckseite auswirkt, kann es daher manchmal notwendig bzw. sinnvoll sein, zum zweiten Typ Regenwasserwerk zu greifen, der zusätzlich zur Pumpe im Regenwasserwerk mit einer zweiten Pumpe auf der Saugseite arbeitet. Bei dieser handelt es sich für gewöhnlich um eine Tauchpumpe, die direkt in die Zisterne bzw. in den Brunnen gestellt wird und von dort das Wasser weiter zum Regenwasserwerk befördert. Die Pumpe im Regenwasserwerk hat somit keinerlei Aufwand auf der Saugseite und kann ihre gesamte Leistung auf der Druckseite einsetzen.

Obligatorisch notwendig ist so ein Regenwasserwerk mit zweiter Tauchpumpe, sollte das Wasser aus mehr als 6 Metern Tiefe gefördert werden, da Saugpumpen hier an ihre von der Physik vorgegebenen Grenzen gelangen, das Wasser von oben also nicht mehr ansaugen können.

Bei einem Regenwasserwerk mit zusätzlicher Tauchpumpe ist der Schwimmerschalter nicht mit dem 3-Wege-Ventil, sondern mit der Tauchpumpe verbunden und schaltet diese automatisch aus, wenn ein bestimmter Pegelstand in der Zisterne unterschritten wird. Aufgrund des nun fehlenden Drucks in der Zulaufleitung öffnet sich der bis dahin versperrte Zulauf aus dem Vorlagebehälter und das Wasser wird aus diesem entnommen. Beginnt die Tauchpumpe aufgrund eines steigenden Pegelstandes wieder zu pumpen, dann wird die Verbindung zum Vorlagebehälter wieder gesperrt.

Unabhängig davon, ob es sich um ein Regenwasserwerk mit 1 oder 2 Pumpen handelt, ist auch ein Regenwasserwerk wie eine Trinkwasser-Trennstation bezüglich Leistung nach oben hin mit der maximalen Leistung des Trinkwassernetzes limitiert, da nicht mehr entnommen werden kann als nachfließt. Es macht also keinen Sinn, eine Pumpe mit höherer Leistung auszuwählen, als es der Nachfluss aus dem Trinkwassernetz erlaubt bzw. könnte das in der Praxis sogar zu Problemen durch Trockenlaufen der Pumpe führen.

Was kostet ein Regenwasserwerk?

Die Preise für Regenwasserwerke liegen zwischen ca. 900 bis 2.500 Euro. Wie auch bei den konventionellen Pumpen sind die Produkte von bewährten Herstellern mit klingendem Namen wie z.B. Grundfos oder Wilo teurer als No-Name-Produkte. Kaufen kann man Regenwasserwerke im Fachhandel, aber auch über Ebay werden einige unterschiedliche Produkte angeboten.

Weiterführender Link: Regenwasserwerke bei Ebay*