Jahrelang gab es zur kostenlosen Online-Planung einer Bewässerung nur den myGarden Planer von Gardena, vor wenigen Jahren kam dann der sehr fortschrittliche DVS Beregnungsplaner dazu. Beide richten sich in erster Linie an Gartenbesitzer bzw. an gewerbliche Nutzer, die Rasenflächen oder Beete bewässern möchten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Kostenlose Bewässerungsplaner für landwirtschaftliche Zwecke waren mir bisher nicht bekannt. Mit dem Netspex Sprinklersystem-Designer bin ich nun auf ein Planungstool speziell für Landwirte gestoßen. Wie es funktioniert und was es kann, habe ich mir im Anschluss angesehen.

Vorausgeschickt: Der Netspex Sprinklersystem-Designer plant nicht wie die anderen zwei Tools ein komplettes Bewässerungssystem, macht also keinen kompletten Vorschlag von Regner über Pipeline bis zum Bewässerungscomputer, sondern konzentriert sich ganz auf den Themenbereich Regner. Das inkludiert die Auswahl des richtigen Regners und die optimale, wassersparende Platzierung der Regners auf der landwirtschaftlichen Fläche.

Das Tool ist kostenlos, um es zu benutzen, bedarf es einer einmaligen Registrierung, die laut Angaben auf der Webseite innerhalb von maximal 48 Stunden bearbeitet wird. Bei mir im Test dauerte es gar nur ca. 10 Minuten und ich erhielt per E-Mail die Zugangsdaten zugeschickt. Mit diesen hat man vollen Zugang zum Planungstool, vorher kann man die Funktionalität optional in einer (funktional eingeschränkten) Demo Version ausprobieren.

Beim Start des Planungstools wird man nach der gewünschten Sprache und den gewünschten Maßeinheiten gefragt. Deutsch wird aktuell leider nicht angeboten, aber Englisch steht zur Auswahl. Bei der Maßeinheit ist es wichtig, metrisch auszuwählen, sonst werden Wurfweite und Entfernungen in amerikanischen Foot statt in Meter angezeigt.

Die Planung kann man auf zwei unterschiedliche Arten beginnen:

  • Durch Auswahl des Sprinklers
  • Durch Auswahl der gewünschten Anwendung

Auswahl des Startpunktes

Wählt man “Auswahl des Sprinklers”, dann überspringt man die Auswahl der gewünschten Anwendung. Das empfiehlt sich dann, wenn man schon konkrete Vorstellungen über den benötigten Regner hat. Hat man diese nicht, dann scheint es nach erster Überlegung besser, mit dem Menüpunkt “Auswahl der gewünschten Anwendung” zu starten. Hier fragt einen der Planer zunächst, welchen Anwendungszweck man plant und das schränkt dann die Auswahl der im darauffolgenden Schritt zur Auswahl stehenden Regner bereits auf die dafür in Frage kommenden ein.

Allerdings hat sich in meinem Test des Tools herausgestellt, dass die weitere Systematik der Planung bei Auswahl dieses Menüpunktes für die meisten Anwender wohl eher unpassend sein dürfte, siehe dazu mein Kommentar weiter unten. Daher ist dann doch eher die Nutzung des Menüpunktes “Auswahl des Sprinklers” oder eventuell ein Mix beider Methoden am sinnvollsten: Also zuerst – wenn man noch unsicher ist – über den Menüpunkt “Auswahl der gewünschten Anwendung” herausfinden, welche Regner für den angedachten Anwendungszweck passen, dann aber mit dem Menüpunkt “Auswahl eines Sprinkles noch einmal von vorne beginnen”, da dieser eine bessere weitere Planung ermöglicht. Ich stelle im Anschluss beide Methoden vor, so dass klar wird, was die Unterschiede sind:

Planung mit Startpunkt Auswahl eines Sprinklers

Hier kann man zuerst einmal aus dem gesamten Spektrum der Netafin Impulsregner und Mikrobewässerungssprüher die gewünschte Regnerfamilie und in dieser das gewünschte Regner Modell auswählen. Zu den einzelnen Regnerfamilien ist angeführt, in welcher Bandbreite von Wasserfluss und Arbeitsdruck diese liegen, bei den innerhalb der Familie zur Auswahl gestellten Modellen wird das leider nicht im Detail angeführt, geht aber zumeist aus der Modellbezeichnung hervor.

Auswahl einer Regnerfamilie

Und anschließend des konkreten Regnermodells

Ist man punkto Auswahl des Regnermodells noch unsicher, dann macht man zuvor besser noch einen Abstecher zum Menüpunkt “Compare”, wo man mehrere Regner auswählen und deren Leistungsdaten gegenüberstellen kann.

Platzierung der Regner

Basierend auf dem ausgewählten Regnermodell wird nun die konkrete Positionierung der Regner auf der zu bewässernden Fläche geplant. Dazu ist zuerst einmal festzulegen, nach welchem Muster die Regner platziert werden sollen. Die zwei am häufigsten genutzten Systeme sind die Quadratformation, in der jeweils 4 Regner so platziert werden, dass sie eine quadratische Fläche einschließen und die Dreiecksformation, in der drei Regner ein Dreieck bilden. Daneben stehen noch vier weitere Systeme zur Auswahl.

Im nächsten Schritt ist die grundsätzliche Entscheidung zu treffen, ob die Regner am Boden platziert werden oder von oben herabhängen. Anschließend ist anzugeben, in welcher Höhe über dem Boden der Regner stehen soll und mit welcher Durchflussmenge und welchem Arbeitsdruck er arbeiten soll. Da ich vorab bereits ein konkretes Regnermodell ausgewählt habe, das nur am Boden stehend verwendet werden kann, ist in meinem Fall von Vornherein nur diese Auswahl möglich und auch bei der Höhe, Durchflussmenge und Arbeitsdruck ist nur eine Auswahl möglich. So gesehen etwas irreführend, dass man hier trotzdem eine (auf eine Möglichkeit beschränkte) Auswahl zu treffen hat, das könnte das System eigentlich gleich vorbelegen.

Nun ist noch zu definieren, wie weit die Regner voneinander entfernt stehen sollen. Unter “distance between heads” wird der Abstand zwischen den Regners eines Pipelinestranges angegeben, unter “distance between laterals” der Abstand des einen Pipelinestranges zum nächsten. Also im Prinzip die horizontalen und vertikalen Abstände der Regner zueinander. In der klassischen Quadratformation wären diese Abstände gleich und bei Planung einer Rasenbewässerung mit Kreisregnern würde man mit doppelter Überlappung planen.

Bei Verwendung von Impulsregnern, die auch im unmittelbaren Umkreis des Regners deutlich besser bewässern, ist so eine starke Überlappung nicht obligatorisch. Mit dem Planer kann man sich hier sehr gut an das für den angestrebten Zweck optimale Muster herantasten, das eine ausreichende Gleichförmigkeit der Bewässerung, bei möglichst sparsamen Regner- und Wassereinsatz bringt. Die Distanzen kann man mit Schiebereglern anpassen und bekommt das daraus resultierende Muster sofort in einem Vorschaubild angezeigt.

Planung der Regnerabstände

Und nach Klick auf den Button “Show Performances” kann man sich dann ansehen, zu welchen Performancedaten diese Planung führen würde.

Performance Kennzahlen

Sprinkler Performance Daten

Angeführt wird hier einerseits die Niederschlagsrate, die sich aus der Planung ergäbe. Und andererseits drei Performance-Kennzahlen zur Gleichmäßigkeit der Bewässerung:

  • Christiansen Coefficient of Uniformity (CU): Das am wenigsten strenge der drei Verfahren.
  • Distribution Uniformity (DU): Strenger als das Verfahren zuvor
  • Scheduling Coefficient (SC): Das strengste der drei Verfahren

Bei allen drei Kennzahlen gilt, je höher desto gleichförmiger die Bewässerung. Die Werte der ersten zwei Kennzahlen können zwischen 0 und 100% liegen, wobei 100% eine vollkommen gleichmäßige Bewässerung bedeuten würde, also dass jeder Fleck der zu bewässernden Fläche exakt gleich viel Wasser erhält. Beim Scheduling Coefficient (SC) ist ein Wert möglichst nahe an 1 ideal. Diese Kennzahl ist ein Laufzeitmultiplikator, der angibt, um welchen Faktor man die Laufzeit der Bewässerung erhöhen müsste, um sicherzustellen, dass auch trockene Bereiche ausreichend bewässert sind.

Zusätzlich ist die Gleichförmigkeit der Bewässerung in einem Niederschlags-Diagramm dargestellt, indem die verschiedenen Blautöne zeigen, wie gleichmäßig oder ungleichmäßig die Bewässerung verläuft. Durch Veränderung der Sprinkler-Entfernungen kann man austesten, wie sich die einzelnen Kennzahlen verändern und sich so noch weiter an die optimale Platzierung der Sprinkler herantasten.

Ganz unten zeigt ein weiteres Diagramm wie gleichmäßig der ausgewählte Regner das Wasser über seine Wurfweite verteilt, also wie viel Wasser in unmittelbarer Nähe um den Regner, wie viel nach einem Meter, zwei Metern usw. usf. verteilt wird. Diese Info ist sehr interessant, würde aber idealerweise bereits einen Schritt zuvor beim Punkt Sprinklerauswahl mit angezeigt, so dass man die ursprüngliche Auswahl des Sprinklers bereits davon abhängig hätte machen können.

Die ermittelten Kennzahlen samt Eckdaten kann man sich mit Klick auf “Create pdf” als ausdruckbares pdf ausgeben lassen.

Planung mit Startpunkt Auswahl der gewünschten Anwendung

Im Anschluss beschreibe ich die zweite Möglichkeit, den Online Planer zu nutzen. Hier startet man nicht bei der Sprinkler Auswahl, sondern legt zuerst den Anwendungszweck fest.

Bestimmung des Anwendungszweckes

Man hat die Auswahl zwischen:

  • Ackerbau und Gemüseanbau
  • Obstgärten
  • Bewässerungshäuser
  • Frostschutz

Spezifizierung des Anwendungszweckes

In den Menüpunkten “Obstgärten” und “Bewässerungshäuser” kann eine weitere Unterauswahl getroffen werden: In Obstgärten kann zwischen Bewässerung, Frostschutz, Kühlung und Reinigung und in Bewässerungshäuser zwischen vollständige Bewässerung, Buchtbewässerung, Keimung, Verwurzelung, Befeuchtung und Kühlung gewählt werden.

Platzierung der Regner

Hat man den gewünschten Anwendungszweck ausgewählt, muss man noch spezifizieren, wie man die Regner positionieren möchte. Diese Angaben sind identisch mit jenen der zuvor vorgestellten Methode: Auswahl der Platzierung am Boden oder von oben herab, Bestimmung der Entfernung der Regner zueinander, Niederschlagsrate, gewünschter Arbeitsdruck und Höhe der Regner. Als Beregnungsmuster stehen hier nur Quadratformation und Dreiecksformation zur Auswahl.

Menü Platzierung der Regner

Mein Eindruck: Diese Systematik wirkt für mich etwas undurchdacht bzw. seltsam gelöst. Üblicherweise legt man diese Dinge basierend auf dem Regner, den man verwenden möchte fest, da dieser die Anforderungen ja auch erfüllen können muss. Das in der umgekehrten Reihenfolge zu machen, also sich zuerst die Regnerabstände, Niederschlagsrate und Wasserdruck theoretisch zu überlegen und dann den Regner danach zu suchen, ist einerseits eine eher schwierige Aufgabe und könnte einen zudem auch vollkommen unnötig einschränken, weil bestimmte Regner, die in Frage gekommen wären, dann die Anforderungen evtl. gar nicht erfüllen.

Diese Herangehensweise würde aus meiner Sicht eigentlich nur Sinn machen, wenn man bereits ein fertiges Bewässerungssystem mit Pipelines, vorgegebenen Regnerabständen etc. in Betrieb hätte und die Regner auf ein neues Modell austauschen möchte. Daher würde ich empfehlen, eher die im Schritt zuvor vorgestellte Methode mit Startpunkt “Platzierung der Regner” zu verwenden, die diesen erheblichen Nachteil nicht hat. Diese Methode eignet sich, wenn überhaupt, dann nur dazu, einmal basierend auf dem eingestellten Anwendungszweck grundsätzlich eine Ahnung zu bekommen, welche Art von Regnern Netafim dafür anbietet.

Sprinklerauswahl

Aus den zuvor getroffenen Angaben werden einem nun jene Netafin Regner angezeigt, die diese Anforderungen erfüllen und man kann den gewünschten Regner auswählen.

Auswahl des Sprinklers aus einer Auswahl basierend aus den zuvor gemachten Eingaben

Performance Kennzahlen

Diese Anzeige ist identisch mit jener, die zuvor beim Startpunkt “Auswahl eines Sprinklers” beschrieben wurde und zeigt die Gleichmäßigkeit der Bewässerung anhand von drei Kennzahlen und einem Niederschlagsdiagramm, sowie die Niederschlagsrate und die Wasserverteilung über die Wurfweite des Regners. Durch Veränderung des Abstandes zwischen den Regnern kann man austesten, wie sich unterschiedliche Abstände auswirken.

Anzeige der Performance Kennzahlen

Fazit und Empfehlung

Die Stärke des Netspex Sprinklersystem-Designers liegt vor allem in der geleisteten Hilfestellung bei der optimalen Platzierung der Regner. Man kann auf einfache Weise verschiedene Abstände zwischen den Regnern mit unterschiedlichen Regnern ausprobieren und beobachten, wie sich in Folge die Gleichmäßigkeit der Bewässerung entwickelt bzw. bewusst Veränderungen setzen, um sich an eine angestrebte Zielmarke an Gleichmäßigkeit und Niederschlagsrate anzunähern. Das stellt eine gute Hilfe bei der Sprinklerpositionierung dar bzw. ist nützlich um bereits aufgestellte Überlegungen noch einmal zu überprüfen.

Nachteilig ist, dass die Sprinklerauswahl auf das Netafim Produktsortiment begrenzt ist. Die Nutzung des Planungstools macht vor allem dann Sinn, wenn man dann auch auf Netafim Sprinkler zurückgreifen möchte bzw. zumindest auf Sprinkler, die sehr ähnliche Leistungsdaten haben. Bei Nutzung anderer Sprinkler können sich diese deutlich punkto Wurfweite und Wasserverteilung unterscheiden, sodass es zu ganz anderen Werten punkto Gleichmäßigkeit der Bewässerung und Niederschlagsrate käme.

Ein kleines Manko ist auch, dass die Reihenfolge, in der Schritte im Sprinklersystem-Designer durchlaufen werden, an der einen oder anderen Stelle nicht 100%ig durchdacht wirkt, sodass man teils Entscheidungen treffen muss, die man an dieser Stelle noch schwer treffen kann. Das Problem lässt sich aber durch Workarounds umschiffen, so dass ich dieses Defizit nicht allzu hoch bewerte. Ein wenig Feinschliff täte dem Programm aber ganz gut.

Alles in allem ein sehr interessantes Online-Service, das den Fokus vor allem auf das Austesten von Sprinklern und deren optimaler Positionierung für eine möglichst sparsame Wasserverwendung legt und damit für landwirtschaftliche Zwecke gut geeignet scheint.

Weiterführender Link

Unten stehend der Link zum Netspex Online Planungstool:

Netafim Netspex Sprinkler Designer

Der Netspex Designer ist alternativ zur Browser-Version auch als App für Apple und Google verfügbar.