Roboter sind mittlerweile in vielen Bereichen zu nützlichen Helfern geworden. Im Garten fährt der Rasenmähroboter, in der Wohnung der Staubsaugroboter und beides funktioniert mittlerweile ganz gut und hat sich etabliert. Punkto Bewässerung hört man diesbezüglich nur wenig. Das hat mein Interesse geweckt und ich habe mich umgesehen, welche Roboterlösungen aktuell am Bewässerungsmarkt angeboten werden.
Zuerst einmal vorweggeschickt die grundsätzliche Frage: Braucht es für die Bewässerung überhaupt Roboter? Denn schließlich ist mit den vorhandenen konventionellen Lösungen bereits eine vollautomatische Durchführung einer Bewässerung möglich.
Für die typische Anwendung im privaten Garten oder in Parkanlagen machen Roboter tatsächlich wenig Sinn, denn ist ein Bewässerungssystem erst einmal installiert, dann funktioniert es mit minimalem Zutun und vollautomatisch mit minimalen laufenden Kosten. Ein Roboter brächte hier keinerlei Vorteil, sondern würde die Komplexität nur erhöhen.
Bei Zutreffen bestimmter Voraussetzungen kann ein Roboter jedoch Sinn machen:
- Es handelt sich nicht um eine konstant gleich bleibende Bewässerungslandschaft, sondern um eine, die oftmals verändert wird, so dass immer wieder unterschiedliche Stellen zu bewässern bzw. nicht zu bewässern sind. Hierfür ist ein konventionelles System nicht vorgesehen, dass man dann bei jeder Änderung mit mühsamen Grabungsarbeiten und Versetzen von Regnern nachziehen müsste.
- Es ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich, ein unterirdisches Bewässerungssystem zu installieren. Zum Beispiel, weil man an bestimmte Stellen mit der Pipeline aufgrund nicht überwindbarer Hindernisse nicht hin gelangen kann oder auch weil die Distanzen zu groß sind.
- Die zu bewässernden Stellen sind auf relativ großem Raum verteilt und eher kleinteilig, so dass die Installation einer unterirdischen Pipeline im Verhältnis zum Nutzen sehr aufwändig wäre und teuer käme.
- Es zahlt sich nicht aus, ein konventionelles unterirdisches Bewässerungssystem zu installieren, weil es in absehbarer Zeit zu größeren baulichen oder landschaftlichen Veränderungen kommt, z.B. zu größeren Grabungsarbeiten im Garten, wenn ein Swimming Pool installiert wird oder der Garten umgestaltet wird.
- Der vorhandene Wasserdruck und/oder die vorhandene Wassermenge reicht nicht aus, um ein automatisches Bewässerungssystem zu installieren.
Im Vergleich zu anderen Robotern wie z.B. zum Rasenmähroboter, stellt ein Bewässerungsroboter wesentlich komplexere Anforderungen. Die wesentliche Herausforderung ist die, dass der Roboter nicht nur von A nach B fahren muss, sondern dabei auch eine Wasserversorgung aufrecht erhalten muss. Dafür gibt es auf dem Markt zwei unterschiedliche Lösungen:
- Der Roboter hängt mittels Schlauch direkt an einer Wasserquelle
- Der Roboter verfügt über einen großen mobilen Wassertank
Im Anschluss stelle ich die derzeit am Markt angebotenen Lösungen vor.
Regnerwägen
Dabei handelt sich vom Grundprinzip her um selbstfahrende einfache Wägen, auf denen ein Sprinkler angebracht ist. Funktionsweise: Der Wagen fährt langsam eine bestimmte Strecke ab und der darauf montierte Sprinkler bewässert in einem bestimmten Umkreis um den Wagen. Der Wagen hängt während der Fahrt mit einem angeschlossenen Schlauch direkt an der Wasserversorgung, so dass für die Tätigkeit prinzipiell unlimitiert Wasser zur Verfügung steht. Geeignet ist diese Lösung für das Gießen großer zusammenhängender Grünflächen.
Regnerwägen mit Zugseil
Dieser Typ von Regnerwagen verwendet zur Fortbewegung ein im Wagen angebrachtes Zugseil: Das Zugseil samt daran angebrachtem Fixiersporn wird aus dem Wagen herausgezogen und das Seil auf einer geraden oder schlangenförmigen Strecke von bis zu 100 Metern am Boden ausgelegt und das Ende des Seils mit dem Fixiersporn in der Erde befestigt. Sobald die Wasserzufuhr geöffnet und der am Wagen fixierte Schlauch mit Wasser versorgt wird, beginnt der Wagen mit der Kraft des durchfließenden Wassers das Zugseil selbständig aufzurollen und sich entlang des Zugseils langsam in Richtung des Fixiersporns zu ziehen. Sobald der Sporn erreicht ist, schaltet sich der Wagen automatisch ab und die Beregnung endet.
Perrot Rollcart
Ein Vertreter des Typs ist der Perrot Rollcart. Bei diesem kann die Geschwindigkeit stufenlos eingestellt werden. Er beregnet mit einem Impuls-Kreisregner, für den ein Druck am Regner von zumindest 3,5 bar benötigt wird. Als Zulaufschlauch wird ein 1 Zoll Schlauch verwendet, daher ist auch die durchlaufende Wassermenge vergleichsweise groß. Der Regner hat bei 4 bar eine Wurfweite von 19 Metern und einen Wasserverbrauch von ca. 3.000 Litern pro Stunde. Pro Stunde schafft er eine Länge von etwa 10 bis 20 Meter zu beregnen. Das Gewicht des Wagens beträgt 27 kg, Preis ca. 1.700 Euro.
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Regnerwägen, die den Wasserschlauch zum Ziehen nutzen
Im Unterschied zum zuvor vorgestellten Regnertyp verwendet dieser Typ kein separates Zugseil, sondern nutzt den Wasserschlauch gleichzeitig zum Ziehen. Diese Wägen sind vom Aufbau her klassische Schlauchwägen, mit einer auf dem Wagen angebrachten Schlauchtrommel, auf der eine bestimmte Anzahl an Schlauchmetern aufgewickelt sind. Da der aufgewickelte Schlauch relativ viel Platz benötigt, ist die maximale Schlauchlänge hier im Vergleich zum zuvor beschriebenen Typen geringer und beträgt bei den von mir recherchierten Modellen um die 40 Meter.
Geka plus RW40
Der Geka Regnerwagen besteht aus dem eigentlichen Wagen und einem kleinen leichten Beiwagerl, dem sogenannten Auszugswagen. Der eigentliche Regnerwagen wird am Rand der zu bewässernden Fläche aufgestellt und der Auszugswagen, auf dem der Sprinkler sitzt, zum Endpunkt der Bewässerung gezogen. Dabei wird der Schlauch von der Schlauchrolle abgerollt und der Auszugswagen schließlich am Endpunkt mit einem Riegel verankert, so dass er standfest an seinem Platz verharrt. Mit einem zusätzlichen Zulaufschlauch wird der Regnerwagen mit dem Wasserhahn verbunden.
Nach Öffnen der Wasserzufuhr beginnt sich das mechanische Getriebe im Schlauchwagen zu drehen und den Schlauch langsam aufzurollen. Durch das Aufrollen wird der Auszugswagen in Richtung Schlauchwagen bewegt und die Fläche rund um den Auszugswagen mit dem darauf sitzenden Impuls-Kreisregner gegossen. Sobald der Schlauch vollständig aufgerollt wurde und der Auszugswagen am Schlauchwagen ansteht, schaltet sich die Beregnung ab.
Der Geka plus RW40 hat eine Schlauchlänge von 40 Metern, der Schlauchdurchmesser beträgt 5/8 Zoll. Zum Betrieb wird ein Druck von mindestens 2 bar und maximal 4 bar benötigt. Die Geschwindigkeit kann stufenlos eingestellt werden, die Wurfweite beträgt bei 2 bar 6 Meter und bei 4 bar 11,5 Meter, der Wasserdurchfluss ebenfalls abhängig vom Druck zwischen 450 und 840 Liter pro Stunde. Gewicht: 35 kg, Preis ca. 1.500 Euro.
Orbit Traveling Sprinkler 58322
Diesen Regnerwagen zeichnet in erster Linie einmal sein vergleichsweise sehr günstiger Preis aus. Die anderen Systeme kosten 1.500 Euro aufwärts, das Modell von Orbit gerade einmal um die 100 Euro. Solche mobilen auf einem Fahrzeug montierten Regner sind vor allem in den USA sehr populär und werden dort schon seit Jahrzehnten im Handel angeboten, in unseren Breiten sind sie noch weitgehend unbekannt. In den USA werden solche mobilen Regner auch als Traktor Regner (“traktor sprinkler) bezeichnet.
Der Orbit Regnerwagen besteht nur aus dem eigentlichen Wagen, auf den ein Regner montiert ist. Beim diesem handelt es sich anders als bei den zwei anderen vorgestellten Modellen um keinen klassischen Impulsregner, sondern um einen eigenen Typ Regner, der aus einem langen an beiden Seiten nach oben gebogenen Rohr besteht, aus dessen zwei Rohrenden das Wasser spritzt und durch Drehen der Wirbelarme verteilt wird. Anders als beim zuvor vorgestellten Regnerwagen benötigt dieser Wagen keinen zusätzlichen Zulaufschlauch, sondern es wird gleich der vom Wasserhahn weggehende Schlauch auch für die Spurlegung verwendet.
Die Funktionsweise des Orbit Traveling Sprinklers ist sehr simpel: Vom Wasserhahn weg wird mit dem Schlauch die zu fahrende Spur gelegt und der Traktor kurz vor Ende der Spur über den Schlauch gestellt und das Ende des Schlauches an ihn angeschlossen. Der Traktor wird so über den Schlauch gestellt, dass das Vorderrad des Traktors, das aus einer Spurrolle besteht, über dem Schlauch liegt. An der gewünschte Endstellte wird eine kleine Rampe aufgestellt. Sobald der Traktor Wasser erhält, setzt er sich automatisch in Bewegung und startet die Beregnung. Er fährt sukzessive den Schlauch entlang bis er bei der Rampe ankommt und dadurch einen Abschaltmechanismus auslöst.
Es können drei verschiedene Geschwindigkeiten eingestellt werden. Der Traktor ist aus Gusseisen und wiegt ca. 9 Kilogramm. Maximal mögliche Schlauchlänge: 60 Meter, einstellbare Wurfweite von 2,3 bis 8,6 Meter.
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Orbit 58322 Reiseregner, Grün
98,89 €Neben dem Orbit Traveling Sprinkler werden einige ähnlicher Produkte angeboten, z.B. der beinahe vollkommen identisch aufgebaute Nelson Raintrain (Amazon Link), der Melnor Traveling Sprinkler oder in ganz einfacher, günstiger Ausführung der Garvida Rasensprenger (Amazon Link) um ca. 40 Euro.
Landwirtschaftliche Großroboter
Eine vergleichsweise große Bedeutung haben Bewässerungsroboter in der Landwirtschaft. Angeboten werden hier vor allem Lösungen, bei denen die Breite des Feldes mit einem Gestänge überspannt wird, von dem von oben herab mit Sprühern das Feld bewässert wird. Das Gestänge wird an den Seiten von einem fahrbaren Untersatz gehalten, an dem auch der Wasseranschluss erfolgt. Der fahrbare Untersatz bewegt sich während der Bewässerung langsam autonom weiter, so dass nach und nach das gesamte Feld bewässert wird.
Intelligent agierende Roboter
Sowohl die zuvor vorgestellten Regnerwägen als auch die landwirtschaftlichen Großroboter haben mit einem Roboter im landläufigen Sinne wenig gemeinsam. Sie agieren nicht intelligent und bewässern exakt die ihnen vorgegebenen Bereiche, sondern können nur gleichmäßig alles was sich entlang eines vordefinierten Weges befindet mit Wasser versorgen. Das kann für manche Anwendungen so gut passen, vor allem, wenn es um die Bewässerung von großen zusammenhängenden Rasenstücken oder Feldern geht. Muss selektiver gegossen werden, also z.B. nur an vorgegebenen Punkten und an der einen Stelle mehr und an der anderen Stelle weniger, dann ist eine solche Lösung nicht verwendbar.
In einem solchen Fall braucht es ein intelligenteres zielgerichteter agierendes Produkt. Solche Roboter, die dem eigentlichen Bild entsprechen, das man von einem Roboter im Kopf hat, werden am Markt derzeit aufgrund der großen Komplexität noch kaum angeboten. Die Herausforderung liegt in der Erfüllung der folgenden Anforderungen:
- Die Navigation muss sehr genau sein, da es z.B. beim Gießen von einzelnen Blumenbeeten einen großen Unterschied macht, ob der Roboter 50 Zentimeter weiter rechts oder links bzw. näher oder weiter weg vom Beet steht.
- Der Roboter muss korrekt auf nicht vorhergesehene Hindernisse reagieren, ohne dabei Menschen oder Tiere zu gefährden bzw. Dinge zu beschädigen.
- Ein Umprogrammieren des Roboters muss auf einfache Art und Weise möglich sein, da sich in der Bewässerung Anfordernisse aus saisonalen und anderen Gründen immer wieder ändern.
- Der Roboter sollte in der Lage sein, seine Energiequelle und seinen Wassertank selbständig wieder aufzuladen, da sonst nur relativ kurze Einsätze ohne Hilfe möglich sind.
- Der Roboter sollte idealerweise auch auf etwas anspruchsvollerem, nicht ganz ebenem Gelände, auf nicht asphaltierten Wegen und bei Wind und Wetter einsatzfähig sein.
Einen solchen intelligenten Roboter habe ich in der Recherche gefunden und stelle ich im Anschluss vor.
Rainos Gießroboter
Der Rainos Roboter ist ein Produkt der deutschen Firma Innok Robotics, die Roboter mit unterschiedlichsten Einsatzzwecken für die industrielle und gewerbliche Nutzung herstellt. Der Rainos wird seit 2019 am Markt angeboten und vor allem auf deutschen Friedhöfen von Friedhofsgärtnereien eingesetzt.
Es handelt sich dabei um einen autonom fahrenden Gießroboter, der mit einem 200 Liter Wassertank ausgestattet ist und das Wasser mittels Schlauch oder Sprühdüsen ausbringt. Dem Roboter wird auf einer simplen Weboberfläche der zu fahrende Weg und an welchen Punkten er welche Wassermenge abgeben soll einprogrammiert und dieser ist anschließend in der Lage, die Stationen, z.B. die Gräber am Friedhof, selbständig abzufahren und die korrekten Stellen zu gießen. Dazu brauchen keine baulichen Abgrenzungen gesetzt oder Sensoren verlegt werden, sondern es wird einmalig bei der Ersteinrichtung eine grafische Karte des Friedhofs erstellt und dem Roboter dann die abzufahrenden Stationen mitgeteilt. Zwar erkennt der Roboter auch Hindernisse, ist aber am Friedhof primär außerhalb der Öffnungszeiten im Einsatz.
Die Fortbewegung funktioniert elektronisch mit einem 2,9 kW Akku und der Roboter ist laut Herstellerangaben selbständig dazu in der Lager, den Wassertank nachzufüllen. So kann er in einer Nacht bis zu 20.000 Liter Wasser vergießen und somit bis zu 200 Gräber mit Wasser versorgen. Modelle mit optionaler Induktionsladung können sich auch selbständig wieder aufladen.
Der Roboter verfügt über Sensoren, die ihn vor unvorhergesehenen Hindernissen warnen, so dass er die Geschwindigkeit reduziert oder ganz stoppt. Dazu, wie viele dieser Roboter bereits im Einsatz sind, macht der Hersteller keine Angaben. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2023 waren zu diesem Zeitpunkt insgesamt 80 verschiedene Innok Roboter im Einsatz, also nicht nur Gießroboter sondern auch Roboter aus anderen Bereichen. Manche Rainos Roboter absolvierten 2023 ihre mittlerweile dritte Saison auf deutschen Friedhöfen. Zu den Kosten eines solchen Roboters macht der Hersteller keine Angaben.
Fazit
Im Bewässerungsbereich dominiert zum aktuellen Zeitpunkt das Angebot an eher simpel gestrickten Robotern, die per Schlauch an einer Wasserquelle hängen und einen bestimmten, vorher definierten geraden Weg abfahren und dabei gleichmäßig Wasser verteilen. Das sind mittlerweile großteils etablierte Lösungen, die gut funktionieren und auch für Konsumenten gibt es hier interessante Angebote zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Intelligentere Roboter, die auch schwierigere Bewässerungsaufgaben übernehmen können und in der Lage sind, wie ein Mensch gezielt bestimmte Bereiche aufzusuchen und diese exakt und genau dosiert zu beregnen, gibt es derzeit kaum. Hier konnte ich außer dem vorgestellten Rainos Gießroboter nur Bastlerlösungen finden, die aktuell weit von einer Marktreife entfernt sind.
Wie gut der Rainos Gießroboter in der Praxis tatsächlich funktioniert und ob er eine wirkliche Arbeitserleichterung bringt und seine Investitionskosten wieder hereinspielt, ist von außen schwer zu beurteilen. In vielen Bereichen, in denen aktuell mit Robotern experimentiert wird, wie z.B. bei Servier-Robotern in Restaurants, steht vor allem der Show-Effekt im Vordergrund, eine tatsächliche Hilfe sind die wenigsten davon. Vor allem, wenn man die hohen Anschaffungskosten gegenüberstellt.
Auf der anderen Seite sind Roboter mit simpleren Aufgaben wie Rasenmähen oder Staubsaugen mittlerweile etabliert und preislich erschwinglich. Man darf gespannt sein, wie sich das in den nächsten Jahren weiter entwickelt und ob ähnliche Produkte anderer Hersteller auf den Markt kommen.