In Europa stellt sich diese Frage auf den ersten Blick gar nicht, da hier fast ausschließlich PE-Rohr als Pipeline für Bewässerungssystem angeboten und verwendet wird. Das ist aber nicht überall auf der Welt so der Fall: In den USA setzt man an der Westküste traditionell stattdessen auf PVC-Rohre, an der Ostküste werden eher PE-Rohre verwendet. Und in Australien findet man beide Systeme. Welche Vor- und Nachteile beide Rohrtypen haben und warum ich PE-Rohr als das für den Konsumenten aktuell bestgeeignete Material halte, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Auch wenn Diskussionen unter langjährigen Anwendern schnell einmal zu richtigen Glaubenskriegen ausarten können, welche der beiden Materialien nun besser für die Bewässerung geeignet wäre, sei zuerst einmal vorausgeschickt: Beide Systeme sind gut für eine Gartenbewässerung geeignet und werden seit vielen Jahren verwendet, mit keinem davon macht man etwas falsch und beide halten im Normfallfall Jahrzehnte lang!

Warum werden überhaupt unterschiedliche Systeme verwendet? Das hat in erster Linie einfach mit Tradition und Gewohnheit zu tun. In verschiedenen Ländern und Regionen haben sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Systeme durchgesetzt und weil man diese kennt, Erfahrung in der Arbeit damit hat und diese in den örtlichen Baumärkten erhältlich sind, bleibt man ihnen treu. Tendenziell kann man sagen, dass PE-Rohr eher in Regionen vorherrscht, in denen es in der kalten Jahreszeit friert und PVC-Rohr dort, wo das nicht der Fall ist. Das hat damit zu tun, dass PE-Rohr etwas frostresistenter ist.

Wie unterscheiden sich PE- und PVC-Rohr?

Material

Bei beiden handelt es sich um Kunststoffrohre, jedoch mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften: Rohre aus Polyvinyl chloride (PVC) sind starr und nicht biegsam. Sie werden in einzelnen Stücken von in der Regel je 6 Metern Länge verkauft. Polyethelen (PE) Rohre hingegen sind biegsam und leichter und werden in aufgerolltem Zustand in ganzen Rollen zu typischerweise 25 bis 100 Metern verkauft. PE-Rohr kann man normalerweise ganz normal als Paketsendung per Post bestellen, bei den PVC-Rohrstücken ist hingegen in der Regel aufgrund der unhandlichen Länge ein Speditionsversand notwendig.

PE-Rohr gilt im Vergleich zu PVC-Rohr als umweltfreundlicher, da es besser recycelbar ist, keine flüchtigen Weichmacher enthält und weniger Resourcen bei der Herstellung benötigt.

PVC-Rohre sind in den zwei Qualitäten schedule 40 und schedule 80 erhältlich. Für eine private Bewässerung ist im Normalfall schedule 40 (weiße Farbe) das Rohr der Wahl. Das dickwandigere schedule 80 (graue Farbe) ist noch widerstandsfähiger und für industrielle und chemische Anwendungen vorgesehen. Bereits schedule 40 verträgt Druckbelastungen von ca. 20 bar, ist also sehr stark und für den Einsatz im privaten Garten mehr als ausreichend.

PE-Rohre vertragen weniger hohe Druckbelastungen als PVC-Rohre wurden in den letzten Jahrzehnten diesbezüglich aber sukzessive weiterentwickelt. Für Bewässerungslösungen verwendet man in der Regel PE-HD (High Density) Rohre. Es werden am Markt PE-HD-Rohre mit unterschiedlich hohen maximalen Druckbelastungen angeboten, die besten davon sind für bis zu 16 bar geeignet. Das ist für die üblichen privaten Bewässerungssysteme ebenfalls mehr als ausreichend.

Beispiel für ein Bewässerungssystem mit starren PVC-Rohren

Zum Vergleich ein System mit biegsamen PE-Rohren

Eine spezielle Art von PE-Rohren sind PE-X oder auch PEX Rohre. Bei PEX Rohren handelt es sich um PE-HD Rohre, deren molekulare Struktur durch sogenannte Vernetzung (Crosslinking) zusätzlich so verändert wurde, dass sie eine höhere Temperatur- und Druckstabilität aufweisen. Diese kamen ursprünglich vor allem im Heizungsbereich zum Einsatz, werden aber mittlerweile zunehmend auch als Hausversorgungsleitung für Gas und Trinkwasser genutzt. Aufgrund ihrer im Vergleich zum PE-HD Rohr noch etwas höheren maximalen Druckbelastbarkeit und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Oberflächenbeschädigungen (Kerben) stellen sie auch für den Bewässerungsbereich eine Alternative für den Einsatz an Stellen dar, die besonders hohe Anforderungen stellen. Sie sind jedoch deutlich teurer als normales PE-HD Rohr und es ist umstritten, ob ihr Einsatz nicht etwas über das Ziel hinaus schießt. Aktuell finden sie im Bewässerungsbereich noch begrenzte Verbreitung und werden wenn dann nur für den ständig unter Druck stehenden Teil der Pipeline vom Wassersanschluss bis zu den Magnetventilen (Hauptlinie) eingesetzt.

Verlegung

Bei der Verlegung von PE-Rohren werden Verbinder nur dort eingesetzt, wo sie notwendig sind. Also z.B. um einen Regner anzuschließen oder wenn abrupt eine scharfe Richtungsänderung erforderlich ist. Ist das nicht der Fall, dann können auch lange Strecken ohne Verbinder zurückgelegt werden. Das ist ein Vorteil, da ein nicht notwendiger Verbinder immer die beste Art der Verbindung darstellt, denn die Schwachstelle eines Bewässerungssystems ist normalerweise nicht das Rohr, sondern die Verbindungsstellen zwischen dem Rohr. Es reduziert sich damit die Anzahl möglicher Stellen, an denen es zu Undichtheiten kommen kann und es kommt zu weniger Druckverlust. Und PE-Rohr kann aufgrund seiner Biegsamkeit auch um die Kurve verlaufen bzw. mit leichten Richtungsänderungen durch Engstellen hindurchgefädelt werden.

PVC-Rohre kommen in einzelnen geraden  und starren Stücken mit 6 Metern Länge zur Anwendung. Daher muss zumindest alle 6 Meter ein Verbinder gesetzt werden, um die einzelnen Stücke miteinander zu verbinden.

Schneiden kann man sowohl PVC-Rohre als auch PE-Rohre mit einer feinen Säge oder noch professioneller mit einem speziellen Rohrschneider.

PVC-Rohre werden traditionell mit dem Verbinder verklebt: Dazu wird zuerst eine spezielle Grundierung (der sogenannte „primer“) am Rohrende und auf der Innenseite des Verbinders aufgebracht und dann spezieller PVC Klebstoff („cement“) darüber gestrichen. Nachdem Rohr und Verbinder zusammen gesteckt wurden, dauert es nur wenige Sekunden bis die Klebeverbindung hergestellt ist. Diese kann ohne Zerstörung des Rohres nicht mehr gelöst werden, dafür bleibt die Verbindung, wenn man ordentlich gearbeitet hat, ewig dicht.

Alternativ werden in den letzten Jahren auch Steckverbinder (Push fittings) für PVC-Rohre angeboten, bei denen das Rohr einfach in den Verbinder gesteckt und Rohr und Verbinder durch einen Verriegelungsmechanismus zusammengehalten werden.

Bei PE-Rohren und PEX-Rohren wird ausschließlich mit solchen Steckverbindern sowie Klemmverbindern (das Rohr wird im Verbinder mit einer Klemme festgehalten) gearbeitet. Das macht die Verlegung noch einfacher und hat den Vorteil, dass man Verbindungen jederzeit wieder trennen kann, zum Beispiel wenn man sich an einer Stelle vermessen hat oder nachträglich etwas ändern möchte.

UV-Beständigkeit

Diesbezüglich hat PE-Rohr einen Vorteil gegenüber PVC-Rohr, wobei der Punkt kaum eine Rolle spielt wenn man das Rohr so wie es zumeist geschieht unterirdisch verlegt. PVC-Rohr wird bei Kontakt mit Sonnenstrahlen schnell spröde, PE-Rohr kann vergleichsweise auch längere Zeit der Sonne ausgesetzt sein. Aus PE bestehende oberirdisch verlegte Tropfrohre halten 20 Jahre und mehr.

Frost-Beständigkeit

PE-Rohr ist deutlich frostsicherer als PVC-Rohr und wird daher in kälteren Breiten vorrangig verwendet. Allerdings sollte auch PE-Rohr vor dem Winter ausgelassen werden, damit das Wasser nicht im Rohr gefriert und in Folge das Rohr beschädigt.

Druckverlust

Damit ist gemeint, wie viel Wasserdruck bei Durchfliesen des Rohres durch Reibung verloren geht. PVC und PE haben in etwa den gleichen Rauhigkeitswert, daher ist der Druckverlust bei Rohren mit gleichem Innendurchmesser bei beiden Materialien ca. gleich.

Fazit und Empfehlung

Sowohl mit PVC-Rohr als auch mit PE-Rohr lässt sich eine einwandfreie Bewässerungslösung realisieren. Sollte man bereits Erfahrungen mit einem der beiden Rohrtypen gemacht und Vorlieben für einen der beiden haben, dann spricht nichts dagegen, bei seinem bevorzugten Produkt zu bleiben. Wobei sich im deutschsprachigen Raum diese Frage eher nicht stellt, denn es wird kaum für die Bewässerung geeignetes PVC-Rohr angeboten, weder in den lokalen Baumärkten noch in Webshops. In beiden dominiert das Angebot an PE-Rohr und dieses ist auch vergleichsweise recht günstig erhältlich.

Man sollte nur nicht den Fehler machen PE-Rohr von Gartenbewässerungsherstellern wie Gardena zu kaufen, denn dieses kostet um ein Eck mehr, hat aber nicht die Qualität der besten PE-HD-Rohre aus dem Sanitärbereich, die bis zu 16 bar Maximaldruck aushalten.

Dass am Markt kaum PVC-Rohr erhältlich ist, ist aber kein wirklicher Schaden, denn ich würde auch davon abgesehen persönlich eher PE-Rohr den Vorzug geben. Dieses ist umweltfreundlicher, mit den zugehörigen Steck- oder Klemmverbindern einfacher in der Handhabung und man erspart sich den Einbau unnötiger Verbindungsstücke. Es erleichtert damit die Installation vor allem für Laien deutlich und setzt sich nach meinem Eindruck am Markt auch in den USA zunehmend gegenüber PVC-Rohr durch. Das liegt auch daran, dass PE-Rohr in den letzten Jahren weiter verbessert wurde, so dass es heute die im Privatbereich üblichen Druckanforderungen problemlos erfüllt. Zudem wurde es auch preislich immer günstiger.

Wenig Sinn sehe ich zum momentanen Stand für den typischen Privatanwender in der Verwendung von PEX-Rohr. Dieses ist einfach nicht notwendig, da auch hochwertiges PE-HD Rohr für den höheren Dauerdruck in der Hauptlinie im Regelfall vollkommen ausreichend ist, das PEX-Rohr aber um einiges mehr kostet. Das würde maximal bei Versorgung eines sehr großen Gartengrundstücks mit dementsprechend starker Pumpe ein Thema. Dann könnte man gegebenenfalls die ersten Meter bis zum Magnetventil (Hauptlinie) mit dem noch strapazierfähigerem PEX-Rohr realisieren und die Leitungen nach den Ventilen in den einzelnen Zonenabschnitten mit PE-HD-Rohr Davon abgesehen ist das aber nur ein Thema für größere, gewerbliche Nutzer.

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