Ob und mit welchem Aufwand ein eigener Brunnen realisierbar ist, hängt in erster Linie davon ab, in welcher Tiefe sich das Grundwasser befindet. In gebirgigen Gegenden wird es von vornherein sehr oft schwierig oder sogar unmöglich sein, einen Brunnen zu graben, in der Ebene stehen die Chancen hingegen gut.
Die Tiefe, in der sich das Grundwasser befindet, bestimmt auch maßgeblich die Brunnenbaukosten. Einerseits bedeutet eine größere Tiefe eine längere Arbeitszeit und höhere Materialkosten und andererseits kann eine zu große Tiefe eine Realisierung in Eigenregie auch gänzlich verunmöglichen, wodurch dann nur mehr die Möglichkeit des Brunnenbaus durch einen Professionisten bleibt. Auch benötigt man bei größeren Tiefen andere, teurere Pumpen.
Wie findet man nun heraus, wie tief das Grundwasser liegt und welche Stelle die beste für den Brunnen ist?
Tiefe des Grundwassers herausfinden
Der einfachste Weg, um herauszufinden wie tief das Grundwasser liegt, ist bei einem Nachbarn, der bereits einen Brunnen hat, nachzufragen. Das Grundwasser folgt nämlich mit wenigen Ausnahmen dem Verlauf der über ihr liegenden Erdoberfläche und bildet eine große zusammenhängende Fläche. Hat der Nachbar also zum Beispiel ab 6 Meter Tiefe Grundwasser, dann ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass das auch bei einem selbst der Fall ist.
Wenn sich der Nachbar nicht mehr erinnern kann und auch keine Aufzeichnungen mehr hat, könnte man ihn noch bitten, ein Stück Seil mit einem Gewicht zu versehen und dieses langsam den Brunnen herunter zu lassen. Sobald er auf einen Widerstand trifft, ist am Seil eine Markierung zu machen und es anschließend wieder hochzuziehen. Durch Messen der markierten Stelle (= Brunnentiefe) bis zu jener Stelle an der das Seil beginnt feucht zu werden, ergibt sich die Tiefe, ab der das Grundwasser beginnt.
Einen guten Anhaltspunkt kann auch die verwendete Pumpe liefern: Arbeitet sie von der Erdoberfläche aus und saugt das Wasser nach oben, dann befindet sich das Grundwasser in maximal 7 bis 8 Metern Tiefe. Bis zu dieser Tiefe können Saugpumpen Wasser fördern, bei größere Tiefen ist der Einsatz von im Brunnenrohr versenkten Tiefbrunnenpumpen notwendig.
Eine weitere Möglichkeit sind die für manche Orte im Web vorhandenen Geo-Karten mit lokalen Daten zum Grundwasserspiegel. Auch kann man sich beim zuständigen Landesamt für Energie, Bergbau und Geologie erkundigen.
Linktipp: Online-Informationsquellen zu Grundwasserständen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Was bedeutet nun die herausgefunden Tiefe des Grundwasserspiegels?
Befindet sich das Grundwasser in bis zu 7 Meter Tiefe, dann hat man Glück gehabt und die idealen Voraussetzungen für einen Brunnen. Und auch sehr gute Chancen, diesen in Eigenregie zu realisieren. In dem Fall bleibt einem die Wahl, ob man den Brunnen als Bohrbrunnen oder Schlagbrunnen realisieren möchte und man kann sowohl eine an der Oberfläche platzierte Saugpumpe, als auch eine Tiefbrunnenpumpe verwenden.
Liegt der Grundwasserspiegel tiefer als 7 Meter, dann ist ein Schlagbrunnen nicht mehr möglich, sondern nur ein Bohrbrunnen. Auch kann man keine Saugpumpe mehr verwenden, sondern muss zur Tiefbrunnenpumpe greifen.
Ob so ein Brunnen noch in Eigenregie realisiert werden kann, hängt davon ab, wie tief unter 7 Metern das Grundwasser beginnt. Dabei ist zu beachten, dass man vom Beginn des Grundwassers noch einmal etwa 5 Meter tiefer gehen muss. Das heißt, beginnt das Grundwasser z.B. bei 8 Metern, dann muss das Bohrloch insgesamt 13 Meter tief werden. Für nicht professionelle Brunnenbauer gilt eine Bohrlochtiefe von ca. 20 Metern als Grenze, die einen Brunnenbau in Eigenregie noch zulässt. Darüber bleibt einem nur die Möglichkeit, auf Brunnenbauunternehmen mit professionellem Bohrgerät zurückgreifen. Mehr Infos dazu im Blogbeitrag zu den Kosten eines Brunnens.
Richtige Stelle für den Brunnen finden
Wie bereits zuvor geschrieben, verläuft das Grundwasser grundsätzlich in großen zusammenhängenden Flächen. Somit ist die Suche nach der “einen” richtigen Stelle nicht notwendig und sinnvoll. Wenn an einem Ort das Grundwasser auf 5 Meter Tiefe ist, dann wird man an allen Stellen in 5 Metern auf das Grundwasser stoßen. Die Kosten für den Wünschelrutengeher kann man sich somit getrost sparen. Der Brunnen kann einfach dorthin gebaut werden, wo er im Alltag am praktischsten ist.
Kriterien für die bestmöglich geeignete Stelle können sein:
- Nicht unmittelbar neben dem Haus (um Nebenwirkungen der Grabungsarbeiten auf das Hausfundament auszuschließen)
- An einer Stelle, an der genügend Platz ist, um für die Arbeiten notwendige Hilfsmittel zu platzieren (Dreibein bzw. lange Leiter)
- An einer Stelle, die später gut mit Strom versorgt werden kann (für die Brunnenpumpe)
- In der Nähe der Fläche, die später mit dem Brunnenwasser bewässert werden soll (unmittelbare Nähe ist nicht notwendig, damit ist gemeint, dass das Wasser idealerweise nicht 100 und mehr Meter durch die Pipeline fließt, bevor es am Ort des Geschehens ankommt)
- An einer Stelle, an welcher der Brunnen aus optischen Gesichtspunkten gut hinpasst bzw. nicht negativ auffällt
- Wenn sich die Möglichkeit ergibt, nahe einer Gartenhütte, in der später die Technik für den Brunnen untergebracht werden kann. Theoretisch auch direkt an der Stelle, an der später eine Gartenhütte gebaut wird, dann kann der Brunnen direkt in der Gartenhütte enden.
Ist eine Genehmigung erforderlich?
Ein Brunnenbau muss prinzipiell immer vorab angemeldet werden. In der Regel handelt es sich dabei um einen rein formalen und kostenlosen Akt, mancherorts kann aber auch eine einmalige Bearbeitungsgebühr fällig werden. Die Genehmigung zum Brunnenbau ist nicht bundesweit geregelt, sondern wird auf lokaler Ebene von der Kommune oder Stadt erteilt. Zuständig ist hier zumeist die untere Wasserbehörde. Die Meldepflicht schließt sowohl neu zu bauende Brunnen, als auch die Reaktivierung bestehender Brunnen ein. Ebenso sind bauliche Veränderungen an bestehenden Brunnen zu melden.
Komplizierter würde es, wenn man einen Brunnen nicht nur zum Gießen des eigenen Gartens, sondern zur Trinkwasser- oder Brauchwassergewinnung plant. In diesem Fall wäre zusätzlich auch das Gesundheitsamt involviert, die zu erfüllenden Anforderungen höher und mehrere Genehmigungsschritte zu durchlaufen.
Brunnenbau in Österreich und der Schweiz
In Österreich muss ein Brunnenbau prinzipiell nicht angemeldet werden, solange er auf eigenem Grund und Boden stattfindet und die Wasserentnahme in einem angemessenen Verhältnis stattfindet. In der Schweiz ist das Grundwasser Angelegenheit des Kantons, zuständig ist das Amt für Wasser und Abfall. Zum Brunnenbau benötigt es eine Konzession, deren Kosten von Kanton zu Kanton variieren.